Nussbaumer
«Als Architekten sind wir zur Welt gekommen, um Probleme zu lösen», schildert Roger Nussbaumer Sinn und Zweck seines Tuns.
«Als Architekten sind wir zur Welt gekommen, um Probleme zu lösen», schildert Roger Nussbaumer Sinn und Zweck seines Tuns. In den letzten Monaten hat am Zürcher Neumarkt ein Team von zwölf Architekten und 21 Ingenieuren rund um die Uhr nichts anderes gemacht. Gemeinsam mit Heinz Moser und Nathalie Plagaro war Nussbaumer von Anfang an mit dabei. Die drei Architekten erhielten im September 2002 aus über 350 Mitbewerbern den Zuschlag für die Gestaltung eines 50 Hektar umfassenden Grünparks in Peking. In seinem Zentrum wird ein Gebäude entstehen, das 2008 den Olympischen Spielen als Arena für die Basketball-Meisterschaft dienen soll. Die Fassaden des Kubus sind 130×55 Meter grosse Bildschirme, die es dem Parkbesucher erlauben, die Wettkämpfe mitzuerleben. Nach der Olympiade wird das Gebäude als Kultur- und Sportzentrum genutzt. Für das Zürcher Architekturbüro Burckhardt & Partner ist das 250-Mio.-$-Projekt nicht nur in planerischer Hinsicht eine Herausforderung. Die Arbeit im fremden Kulturkreis setzt Fingerspitzengefühl voraus. Direkte Kritik sei zu vermeiden, um dem Chinesen einen Gesichtsverlust zu ersparen, weiss Nussbaumer zu berichten. Auch weist er auf die jederzeitige Verfügbarkeit der Chinesen hin, die dem Verhandlungspartner oft vom Staat befohlen ist. - Dass auch Nussbaumer flexibel ist, beweist sein Werdegang. Nachdem er am Technikum in Winterthur seine Affinität zum Gestalterischen entdeckt hatte, entschied er sich für ein Architekturstudium an der ETH Zürich. Nach Tätigkeiten für Prof. Dolf Schneebeli und Theo Hotz übernahm Nussbaumer vor fünf Jahren die Verantwortung für Burckhardt & Partner Zürich. Er startete ohne einen einzigen Auftrag, was ihn und Heinz Moser zur Teilnahme an Wettbewerben drängte. «Aus Gründen der statistischen Wahrscheinlichkeit wussten wir, dass wir eines Tages gewinnen würden», kommentiert Nussbaumer die Strategie. Es folgten Wettbewerbserfolge wie das Headquarter des Flughafens Zürich, das Credit-Suisse-Gebäude in Horgen, das Zentralspital Zug und das Headquarter Hotelplan Glattbrugg. Nussbaumer vergrösserte das Büro, wobei er die zusätzlichen Kollegen in den unterschiedlichsten Städten der Welt suchte, um einförmiges Gedankengut zu vermeiden. - Den Erfolg führt Nussbaumer jedoch nicht allein auf die mannigfaltigen Ideen zurück. Als besonders reizvoll erachtet er die Konstellation mit Partner Heinz Moser, weil sie ein schnelles Handeln und überragende Resultate ermögliche. Nussbaumer informiert sich jeden Morgen im Internet über interessante Projekte auf der ganzen Welt. Mit Heinz Moser entscheidet er jeweils, welche Problemstellungen reizen bzw. wo ein Beitrag zu leisten wäre. Das Team beginnt zuerst im Kleinen und zieht in späteren Phasen oft auch Soziologen, Theologen oder Atomphysiker zu Rate. Aus ihren Anregungen wird dann Neues geschaffen. «Ich hätte nicht gedacht, dass das Leben so spannend wird», schildert Nussbaumer seine derzeitige Schaffensphase. Es verwundert nicht, dass er für anderweitige Beschäftigungen keine Zeit findet.FL