Pleitegeier
Wachstumswunder: Nur wenige Industriebereiche legen in einem Wirtschaftsabschwung zu.
Wachstumswunder: Nur wenige Industriebereiche legen in einem Wirtschaftsabschwung zu. Aber je mehr die Ökonomie stottert, desto mehr Konkurse und Liquidationen gibt es. Das freut Epiq Systems (Nasdaq EPIQ, 17.52$ am Donnerstag). Das Unternehmen verkauft Konkurs-Software und -Consulting an Insolvenzberater, die vom Staat eingesetzt werden. Die Kundenliste liest sich wie das «Who is who» der amerikanischen Pleitiers. Gesellschaften wie Enron, Global Crossing und Worldcom versuchen mit Unterstützung von Epiq die Überschuldung zu reduzieren und den US-Gläubigerschutz nach Chapter 11 bald wieder verlassen zu können. - Die Rezession und die Flut von Konkursfällen haben dem Unternehmen ein rasantes Wachstum beschert. Für das zweite Quartal des laufenden Jahres wies Epiq ein Umsatzwachstum von 93% auf 17,6 Mio.$ aus. Im Jahr 2001 erzielte Epiq Systems mit einem Umsatz von 30,1 Mio.$ einen Gewinn von 4,9 Mio.$. Im folgenden Jahr beliefen sich diese Werte auf 38,3 respektive 8,2 Mio.$. Die drei Brokergesellschaften, die den Geschäftsverlauf von Epiq verfolgen, gehen davon aus, dass sich die Erfolgsgeschichte fortsetzt. Im laufenden Jahr sollen die Verkäufe auf 69 Mio.$ und in der nächsten Rechnungsperiode auf 82 Mio.$ steigen. - Eine Marketingpartnerschaft mit der Bank of America (82.57$) hat wesentlich zum Epiq-Erfolg beigetragen. Bisher ist eine Tochter von JP Morgan Chase (35.05$) die Marktführerin für Konkursverwaltungssysteme. Doch Tom Olofson, Gründer und Chief Executive Officer von Epiq, ist überzeugt, dass sein Unternehmen den Marktanteil in den nächsten Jahren von 30 auf 50% ausbauen und die Marktführung übernehmen kann. Zum dritten Mal in Folge wurde das Unternehmen Ende Juni vom Wirtschaftsmagazin «Fortune» in die Liste der am schnellsten wachsenden Kleinunternehmen aufgenommen. Im laufenden Jahr schaffte es Epiq auf Rang 5. Im Vorjahr war es noch Position 29 und vor zwei Jahren die 71. - Wie viele seiner «Kunden» wagte das Unternehmen während des Börsenbooms im Jahr 1997 den Sprung an die Börse. Epiq war – gemessen an der Kurssteigerung – der erfolgreichste Börsengang des Jahres. Im Gegensatz zu anderen Überfliegern ist das Unternehmen weiter auf Erfolgskurs, denn es macht keine Schulden und sitzt auf einem Bargeldpolster von 60 Mio.$. - Die Gesellschaft aus Kansas City hat in den vergangenen Jahren Vertretungen in New York, Kalifornien, Texas und Florida eröffnet, weil in diesen wirtschaftlich grössten Bundesstaaten auch die meisten Konkursfälle zu verzeichnen sind. Eine allfällige Wirtschaftserholung würde Geschäftsleitung keine Sorgen bereiten, da im Aufschwung viele Jungunternehmen den Sprung in die Selbständigkeit wagen und oft scheitern. Für das Geschäftsjahr 2003 ist ein Gewinn von 89 Cent pro Aktie budgetiert (Vorjahr: 57 Cent). 2004 soll dieser Wert auf 1.06$ klettern. Damit errechnet sich eine P/E 2004 von 17. Angesichts des Wachstumspotenzials erscheinen die Valoren günstig bewertet. Mit einer Marktkapitalisierung von etwas über 300 Mio.$ gehört Epiq zum Segment der kleinkapitalisierten Gesellschaften und hat dementsprechende Risiken. WG