Porträt
Als Pascal Kiener vor fünf Jahren Finanzchef der Banque Cantonale Vaudoise (BCV) wurde, lag die Bank darnieder.
Als Pascal Kiener vor fünf Jahren Finanzchef der Banque Cantonale Vaudoise (BCV) wurde, lag die Bank darnieder. Im Nachgang der Schweizer Immobilienkrise hatte die Waadtländer Kantonalbank zwischen 2001 und 2003 neun Zehntel ihres Werts verloren. Dank einer Finanzspritze des Kantons ist es dem Team um Direktionspräsident Alexandre Zeller gelungen, die Bank rasch gesundzupflegen. Jetzt tritt Zeller ab, Kiener wurde auf Anfang Mai zu seinem Nachfolger gewählt. - Der Verwaltungsrat setzt mit der Nomination des Direktionspräsidenten auf Kontinuität, denn Kiener wird in der Sanierung der zweitgrössten Kantonalbank der Schweiz eine Schlüsselrolle zugeschrieben. Er führte ein zentrales Risiko- und Bilanzmanagement und ein sauberes Controlling ein. Zudem baute er die gefährdeten Kredite erfolgreich von 15 auf 0,5 Mrd. Fr. ab, und positionierte die BCV an den Kapitalmärkten. Die Sturmerfahrung kommt dem neuen operativen Chef zugute, musste er sich doch gleich vor Beginn seiner Tätigkeit mit einer Gewinnwarnung auseinandersetzen (vgl. FuW Nr.31 vom 19.April). Im Handelsgeschäft, dessen strategische Ausrichtung er als Mitglied der Generaldirektion abgesegnet hatte, erzielte die BCV im ersten Quartal einen Verlust. Kiener relativiert die schlechten Neuigkeiten: «Ich bin natürlich überhaupt nicht zufrieden mit dem Ergebnis, aber man muss auch sehen, dass das Handelsgeschäft in den letzten zwölf Jahren elf Mal einen Gewinn einbrachte.» Schon vor dem schwachen Quartal hat die BCV Ende 2007 ihre Handelsstrategie angepasst. Sie will ihre Positionen im Aktien- und im Derivathandel im Verlauf von 2008 reduzieren, weil der Ertrag und das Risiko in diesem Bereich auseinanderdriften. In Zukunft dürfte sich der Handelsertrag somit weniger volatil entwickeln. Kiener will jedoch «keine Revolution» und will Zellers Weg grundsätzlich weiterführen. Das heisst, dass die BCV ihre regionale Ausstrahlung beibehalten, nicht ins Ausland expandieren und organisches, profitables Wachstum anstreben wird – besonders im Private Banking. Handlungsbedarf sieht der neue Chef in der Optimierung der Abläufe. Im Zentrum der Anstrengungen steht derzeit die Kooperation in der Informatik und im Backoffice mit der Zürcher KB. - Als Banker ist Kiener ein Quereinsteiger. Er schloss 1985 am Lausanner ETH-Pendant EPFL als diplomierter Maschinenbauingenieur ab und arbeitete für verschiedene Informatikunternehmen, bevor er sich 1992 mit einem Master of Business Administration (MBA, Insead) das nötige Management-Rüstzeug holte. Es folgten zehn Jahre Beratungstätigkeit für McKinsey, davon drei als Partner, wo er in der Bank- und Finanzwelt Know-how sammeln konnte. Zur BCV wechselte er, weil er «als Romand einen Beitrag zur Rettung der Bank leisten wollte». Kiener lebt mit seiner Frau und drei Söhnen (7, 10 und 13) in der Nähe von Lausanne. Er hat sich vorgenommen, mit seinen Jungs pro Jahr zwei neue Länder zu entdecken. Dieses Jahr sind Griechenland und Thailand an der Reihe. «Ich finde es wichtig, dass sie lernen, über den Tellerrand hinauszublicken», sagt er, der vom Ingenieur zum Bankleiter wurde, weil er selbst diese Fähigkeit auch hat.RG