Porträt
David de Rothschild, dem Sohn des legendären Bankiers Sir Evelyn de Rothschild, war schon immer klar, dass er auf eigenen Beinen stehen will und eine Karriere in der Familienbank NM Rothschild & Sons für ihn nicht in Frage kommt.
David de Rothschild, dem Sohn des legendären Bankiers Sir Evelyn de Rothschild, war schon immer klar, dass er auf eigenen Beinen stehen will und eine Karriere in der Familienbank NM Rothschild & Sons für ihn nicht in Frage kommt. Nach verschiedenen Studiengängen, darunter Politologie und Informatik in Oxford und Naturheilpraxis in London, gründete der heute 29-Jährige das Unternehmen A7, das sich auf die Herstellung und den Vertrieb von Fanartikeln für Künstler wie U2, den Beatles, Madonna und Britney Spears spezialisiert. A7 hatte grossen Erfolg und ermöglichte David de Rothschild 2005, Adventure Ecology zu gründen – eine Organisation, die durch Expeditionen die Auswirkungen des Klimawandels betont. - Wer Rothschild trifft, dem wird schnell klar, dass hinter diesem baumlangen Mann mehr steckt als nur der Erbe des Rothschild-Vermögens. Seine Augen funkeln, wenn er über Projekte und Ideen spricht. Dennoch strahlt er eine angenehme Ruhe aus. «Viele Organisationen treten viel zu hippiehaft auf. Die Marke Umwelt muss besser vermarktet werden», sinniert er. Und doppelt nach: «Wir müssen den Leuten klar machen, dass wir hier die einmalige Chance haben, unseren Planeten neu aufzubauen.» - Rothschild weiss, dass es wichtig ist, mit Sponsoren zusammenzuarbeiten. Dazu gehört der Schaffhauser Uhrenhersteller IWC, der auch die nächste Expedition «Plastiki» unterstützt. Rothschild plant, in einem aus rezyklierten Plastikflaschen hergestellten Boot zum Eastern Garbage Patch, einem 34 Millionen Quadratkilometer grossen Gebiet im Pazifik, wo Plastikabfälle unablässig auf dem Wasser treiben, zu segeln und damit die Aufmerksamkeit auf das Problem zu lenken. - Sein letztes Projekt führte den Abenteurer nach Ecuador, wo Abwässer der Ölindustrie den Regenwald und seine Bewohner gefährden. Grosse Mengen ölverschmutzten Wassers sind dort in den Urwald gelangt. Die Verschmutzung übersteigt das Ausmass der Exxon-Valdez-Katastrophe in Alaska um das Dreissigfache. - Rothschild geht es mit seinen Aktionen nicht darum, Schuldige anzuprangern, sondern zusammen mit der Industrie nach Lösungen zu suchen. Von der Zeitschrift «Natural Geographic» wurde er dieses Jahr zum «Forschungsreisenden des Jahres» gewählt. Auf die Ökowelle in der Finanzindustrie angesprochen, kritisiert Rothschild, dass viele Fonds, die Umwelttechnologie finanzieren, nach zu schnellen Gewinnen suchen. Biotreibstoffe wie Ethanol, für deren Produktion Wälder abgeholzt werden und die seiner Meinung nach ungerechtfertigte Subventionen erhalten, bezeichnet Rothschild als «schmutzig». Er fordert die grossen Öl- und Gasförderer des Nahen Ostens auf, mehr Kapital in Alternativenergien zu investieren. - David de Rothschild packt seine Arbeit von zwei Seiten an: Einerseits versucht er, die Jüngsten für das Problem zu sensibilisieren und setzt auf die Ausbildung von Kindern, denen er auf spielerische Art von der «Chance, die Umwelt zu retten» erzählt. Anderseits weiss er, dass sich ohne die Unternstützung von Entscheidungsträgern, und davon gibt es gemäss Rothschild auf diesem Planeten genau 847, nichts ändert und Zusammenarbeit meist wirkungsvoller als Protest ist.JS, London