Raiffeisen-Chef: «Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen»
Patrik Gisel, CEO der Bank, über seine Stellung innerhalb Raiffeisens, die interne Untersuchung und seinen Ex-Chef und Ziehvater Vincenz.

An der Delegiertenversammlung (DV) von Raiffeisen am Samstag hat die Basis ein Machtwort gesprochen. Verwaltungsräte aus der Vincenz-Ära wurden zum Abgang gezwungen. Bankchef Patrik Gisel, jahrelange Nummer zwei von Raiffeisen unter Pierin Vincenz, scheint die DV unbeschadet überstanden zu haben. «Finanz und Wirtschaft» hat nachgefragt.
Herr Gisel, hat sich an der Delegiertenversammlung heute der Frust der Basis entladen? - Die Stimmung war angespannt, die Delegierten waren enttäuscht und forderten Aufklärung. Es war aber ein guter Tag, weil er alles hatte, was zu einer demokratisch gelebten Genossenschaft gehört. Wir haben Massnahmen getroffen, die in die richtige Richtung gehen.
Die Delegierten haben den Raiffeisen-Verwaltungsräten aus der Ära Vincenz den Stuhl vor die Tür gestellt. Gab es auch Rufe nach Ihrem Rücktritt? - Es gab ein Votum, das die Geschäftsleitung als Ganzes angesprochen hat. Die Frage war, ob auch dort ein Erneuerungsprozess stattfinden wird. Aber da hat es bereits einige Wechsel gegeben. Ich spüre mehrheitlich grosse Unterstützung, wir sind auf gutem Weg.
Aber ist es mit Ihnen auf der Position des CEO überhaupt ein Neuanfang, als jahrelange Nummer zwei von Pierin Vincenz? - Solange ich das Vertrauen des Verwaltungsrats und der Gruppe derart stark spüre, fühle ich mich in der Verantwortung. Die Genossenschaft ist eine nachhaltige Unternehmensform, und es wäre nicht nachhaltig, die halbe Führung abzusetzen. Nachhaltig ist, gut zu analysieren und Konsequenzen zu ziehen. Darum führt Bruno Gehrig nun auch die interne Untersuchung.
Diese Untersuchung soll im November abgeschlossen sein. Kann es sein, dass Sie aufgrund der Ergebnisse dieser Untersuchung zurücktreten? - Wenn irgendwelche Verfehlungen meinerseits auftauchen sollten, dann müssen wir das kritisch anschauen. Ich habe aber mit der Thematik abgeschlossen, denn ich bin überzeugt, dass ich mir nichts zuschulden habe kommen lassen. Auch das abgeschlossene Finma-Verfahren ist zu diesem Schluss gekommen.
Die Finanzmarktaufsicht Finma hat geschrieben, Pierin Vincenz habe potenziell auf Kosten der Bank finanziell profitieren können. Sollte sich das durch die Untersuchung oder das Strafverfahren bestätigen, werden Sie Schadenersatzklage erheben? - Bisher haben wir keine finanziellen Schäden feststellen können. Sollten wir auf solche stossen, sind wir verpflichtet, Forderungen zu stellen, darum schliesse ich das nicht aus.
Sie müssen auf Geheiss der Finma bis Ende Jahr die Umwandlung von Raiffeisen Schweiz in eine Aktiengesellschaft prüfen. Mit dem Gedanken an eine AG scheinen Sie sich aber nicht so richtig anfreunden zu können. - Wir analysieren das jetzt ernsthaft, aber mein Herz schlägt klar für die Genossenschaft. Ich frage mich, ob eine AG Raiffeisen Schweiz für den Kapitalmarkt überhaupt attraktiv wäre, denn unsere Genossenschaftsbanken, mit dem Kundenportefeuille und dem Vertriebsapparat, sind der Wert dieser Gruppe. Die werden ihre Genossenschaftsstruktur auf jeden Fall behalten. Unsere Governance-Probleme haben auch nichts mit dieser Struktur zu tun.
Geht der Verkauf von Beteiligungen weiter? Wann verkaufen Sie Investnet, wann Leonteq? - Bei Investnet haben wir die Pläne auf dem Tisch, aber die Gesellschaft ist bekanntlich noch Teil der Strafuntersuchung. Ein Drittel unseres Leonteq-Anteils wollen wir verkaufen, da suchen wir weiterhin nach einem strategischen Investor.
Kann es beim Verkauf der Investnet dazu kommen, dass der Investnet-Minderheitsaktionär Pierin Vincenz, den Raiffeisen angezeigt hat, am Ende noch Geld von der Bank erhält? - Das ist Gegenstand der Untersuchung. Für mich ist das schwer vorstellbar.
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