Rückzieher der Banken beleben Finanzwerte – Technologietitel gefragt Dax macht Verluste beinahe wett
Am Frankfurter Markt gab es seit Mittwoch nur ein Thema: Die geplatzte Fusion von Deutscher Bank und Dresdner Bank beschäftigte die Gemüter.
Am Frankfurter Markt gab es seit Mittwoch nur ein Thema: Die geplatzte Fusion von Deutscher Bank und Dresdner Bank beschäftigte die Gemüter. Jeder Marktteilnehmer bemühte sich, die Auswirkungen des Trennungsentschlusses abzuschätzen. Neben den Bankwerten standen seit Mittwoch aber auch die TMT-Titel (Telecom, Medien, Technologie) im Mittelpunkt. Kaufaufträge für dieses Segment sorgten nach einer schwierigen ersten Wochenhälfte für eine Trendwende. Der Nemax50, der bis Mittwoch 15% verloren hatte, machte die Verluste in den beiden folgenden Tagen beinahe wett (vgl. Seite 47). Der Nasdaq-Composite-Index hatte diesen Trend in weniger scharfer Form vorgezeichnet. Der Dax notierte zum Wochenschluss mit 7522,20 nur 1% schwächer als in der Vorwoche. - Über die Bankenchefs Bernhard Walter und Rolf.-E.Breuer und das gebotene Possenspiel ergoss sich viel Häme. Die Wortwahl über den Dilettantismus fiel auch international grob aus. Es war die Rede von einem grossen Imageverlust des Finanzplatzes. Die Emotionen werden bald wieder in den Hintergrund treten und fundamentaleren Ansichten Platz machen. Die Deutsche Bank (+12,9% auf 78.35) ist auch allein stark genug, eine bedeutende internationale Stellung einzunehmen (vgl. Seite 41). Die Zahlen für 1999 fielen gut aus, ebenso die Prognosen für das laufende Jahr. Es wurde konstatiert, dass sich das vorher getrübte Verhältnis zur Allianz (–4,8% auf 405.50) verbessert hat und die Versicherung nach wie vor Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Bank 24 hat (vgl. Seite 42). Die Dresdner Bank (+8,9% auf 46.30) schliesslich gilt zwar allgemein als Verlierer. Das ist jedoch auch noch nicht entschieden. Die Dresdner legte gerade eine Rekordbilanz vor und muss sich keinesfalls panikartig unter das Gefieder eines Bewerbers wie Chase Manhattan flüchten, die als Interessent gehandelt wird. - Die schwache Performance der TMT-Titel zu Wochenbeginn fand ein rasches Ende. Vom Stimmungswandel profitierten sämtliche einschlägigen Titel, wenn auch die Institutionellen dem Geschehen noch nicht trauten. Als Käufer traten vor allem Privatanleger auf. Seit Dienstag erholten sich die Titel, sodass für die Vorzugsaktien SAP (–1% auf 743), Siemens (–0,7% auf 149) und Epcos (–3,5% auf 133.17) ein geringer Wochenverlust blieb. - Der rege Handel in diesen Marktsegmenten sorgte für Zurückhaltung in den anderen Bereichen. Das verspürten besonders die Chemie- und Pharmatitel wie BASF (–4,9% auf 47.20) oder Bayer (–6,3% auf 44). Auch die Aktien der Versorger erhielten einen Dämpfer. Veba (–2,8% auf 52) und Viag (–4,2% auf 20.30) beeilten sich, zu beteuern, dass ihre Fusion keineswegs gefährdet sei. Viag präsentierte Zahlen, die nicht von den Sitzen rissen, sonst wartete der Markt darauf, dass der Ankündigung, sich europaweit zu verstärken, Taten folgen. - Unter den Umschichtungen in den Technologie- und den Bankensektor litten die Automobilwerte. VW (–5,6% auf 43.18) und BMW (–4,9% auf 31.17) büssten deutlich an Wert ein. Daimler-Chrysler (+1,5% auf 69.45) tun sich schwer, die Marke von 70 zu knacken. Thyssen-Krupp (–7,6% auf 23.95) litten darunter, dass sich Siemens und Bosch ebenfalls für Atecs Mannesmann interessieren (vgl. Seite 49). Dem Vernehmen nach wollen sie 1 Mrd. mehr bieten. - Fester notierten Lufthansa (+4,6% auf 24.92), obwohl sich abzeichnet, dass die mit Karstadt (–2% auf 31.40) gehaltene Tochter C&N die britische Thomson Travel Group nur erwerben kann, wenn sie ihr Angebot kräftig aufstockt. - Der Obligationenmarkt reagierte auf starke Konjunkturzahlen. Der deutsche Aussenhandel wird schneller wachsen als der Welthandel. Für 1999 wurde das drittbeste Ergebnis der Aussenhandelsbilanz errechnet. Die durchschnittliche Umlaufrendite von Staatspapieren erhöhte sich daraufhin 1 Basispunkt auf 5,12%. Die Rendite der zehnjährigen Papiere sank hingegen 1 Bp auf 5,22%.GB