Renditen zehnjähriger US-Treasuries fallen unter 6% Die Aktienmärkte diktieren das Geschehen
Im Fahrwasser des Urteils gegen Microsoft kam es diese Woche zu heftigen Kursschwankungen an den US-Aktienbörsen, was zu einer verstärkten Aktivität am US-Bondmarkt führte.
Im Fahrwasser des Urteils gegen Microsoft kam es diese Woche zu heftigen Kursschwankungen an den US-Aktienbörsen, was zu einer verstärkten Aktivität am US-Bondmarkt führte. In der Folge wurden die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen unter die 6%-Marke gedrückt. Die hohe Volatilität kann jedoch nicht als ein Indikator für eine unsichere konjunkturelle Entwicklung gesehen werden. Der Index der nationalen Vereinigung der Einkaufsmanager (Napm) in der Verarbeitungsbranche fiel im März auf 55,8, gegenüber 56,9 im Februar. Der Wert liegt immer noch über 50 und zeigt weiterhin eine Expansion an. Die positiven Wachstumsaussichten der US-Wirtschaft nährten die Erwartung auf weitere Leitzinserhöhungen. Die erhöhte Nachfrage nach Obligationen löste einen leichten Zinsrückgang aus. - Die Konjunktursignale fielen in Grossbritannien gemischt aus. Die Industrieproduktion verringerte sich im März gegenüber dem Vormonat leicht um 0,6%. Auch die jährliche Veränderung blieb mit +1,1% unter den Erwartungen der Marktteilnehmer. Hingegen erreichte die Stimmung im Dienstleistungssektor gemäss einem Bericht des Chartered Institute of Purchase and Supply (CIPS) im März mit 59,6 einen Höchststand. Die Bank of England sieht sich somit einem Interessenkonflikt gegenüber. - Auf der einen Seite beklagt die Industrie, dass die Kosten der letzten Zinserhöhungen für sie grösser waren als der Nutzen, der durch ein stabiles Wirtschaftswachstum geschaffen wird. Auf der anderen Seite fördern die massive Inlandnachfrage, der enge Arbeitsmarkt und die grossen Preissteigerungen im Immobilienmarkt die Inflation. Die Notenbank entschied am Donnerstag, die Leitzinsen auf 6% zu belassen. Generell schliessen die Marktteilnehmer jedoch einen Zinsanstieg in den kommenden Monaten nicht aus. Vor dem Hintergrund der gemischten Konjunktursignale reduzierten sich die Obligationenrenditen leicht. - Die EWU-Staaten starteten gut in das zweite Quartal. Der Anfang Woche vorgelegte Euroland-Einkaufsmanagerindex (PMI) wies für März den rekordhohen Wert von 59,4 aus, gegenüber 57,1 im Februar. Zusätzlich zur guten Stimmung in der verarbeitenden Industrie deutet die im Februar leicht gesunkene Arbeitslosenrate der elf Euro-Länder auf eine konjunkturelle Erholung hin. Wim Duisenberg, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), dämpfte jedoch die Erwartungen auf eine weitere Zinserhöhung, indem er diese Woche den Stand des Euros von 0.95 beziehungsweise 0.96 $/ nicht als schwach wertete. Im Wochenvergleich bewegte sich die Zinskurve nur marginal. - Der Schweizer Anleihenmarkt genoss in den vergangenen Tagen ein verstärktes Interesse. Hervorgerufen wurde die erhöhte Aktivität durch eine markante Verkleinerung der Zinsdifferenz zwischen zehnjährigen deutschen und Schweizer Staatsanleihen. Der Spread fiel unter 110 Basispunkte (Bp). Inzwischen hat sich die Zinsdifferenz in der Folge des intensivierten Handels wieder gegen 130 Bp ausgedehnt. Vor allem im Bereich zehnjähriger Laufzeiten führte das verstärkte Interesse der Investoren für Schweizer Obligationen zu tieferen Renditen. - In Japan war der Wochenbeginn von zwei grossen Ereignissen geprägt: dem Schlaganfall von Premierminister Obuchi am Wochenende und der Veröffentlichung des Tankan-Berichts. Der Tankan-Bericht entsprach den Erwartungen der Marktteilnehmer und wies eine weitere Verbesserung des Stimmungsindex für die verarbeitende Industrie aus. - Um die Anleger nicht zu verunsichern, wurde der Nachfolger Obuchis bereits am Mittwoch bestimmt. Die Wahl von Yoshiro Mori signalisiert die Fortführung der Wirtschaftspolitik Obuchis. Die Postbank Japans meldete diese Woche den ersten Nettoabfluss von Postspareinlagen auf Jahresbasis seit 1990. Der Nettoabfluss betrug 920 Mrd. Yen. Die Finanzmarktteilnehmer erwarten, dass von den im Fiskaljahr 2000/01 verfallenden Post-Termineinlagen in Höhe von 103 Mrd. Yen rund 31 Mrd. Yen abfliessen werden. - Ein weiteres grösseres Ereignis war die Auktion zwanzigjähriger Staatsanleihen am vergangenen Mittwoch. Die Versteigerung stiess jedoch auf eine ziemlich geringe Nachfrage der Investoren, da der Coupon von 2,2% den inländischen Investoren zu tief war. Das Problem im Bereich der langen Laufzeiten ist die sich über die letzten drei Monate verflachende Zinskurve. Ein Ende dieses Trends ist von der Zinspolitik der Bank of Japan abhängig. Die Notenbank könnte in der kommenden Woche weitere Hinweise auf die zukünftige Geldpolitik geben. Warburg Dillon Read