Rennfahrer Justin Wilson gibt Gas für Aktionäre
Nicht genug, dass der Brite Justin Wilson die Geduld seiner Angehörigen strapaziert, indem er sein Leben in der Formel1 aufs Spiel setzt, jetzt hat er es offenbar auch auf das Nervenkostüm der Anleger abgesehen: Der Formel-3000-Sieger von 2001 und neue Pilot im Minardi-Rennstall emittiert Aktien seiner selbst.
Nicht genug, dass der Brite Justin Wilson die Geduld seiner Angehörigen strapaziert, indem er sein Leben in der Formel1 aufs Spiel setzt, jetzt hat er es offenbar auch auf das Nervenkostüm der Anleger abgesehen: Der Formel-3000-Sieger von 2001 und neue Pilot im Minardi-Rennstall emittiert Aktien seiner selbst. - Wilson hatte Minardi für seine erste Formel-1-Saison eine Sponsoren-Mitgift von 3 Mio.£ versprochen, brachte aber nur rund die Hälfte zusammen. Nun will der 24-jährige Newcomer den Rest – unterstützt von der Barclays Bank – im Rahmen einer Privatplazierung am Aktienmarkt aufnehmen. Das Geld soll dem Rennstall zufliessen und Wilsons Position sichern. - Formell werden die Anleger an der Gesellschaft Justin Wilson Plc (JW) mit einem Aktienkapital von 2,5 Mio.£ beteiligt. Minimaleinstz für Investoren sind 500£. Faktisch sind die Titel jedoch eine Wette auf den Erfolg Wilsons und seines Rennstalls. Auf eine steile Fahrerkarriere spekulierend, sammelt JW in den kommenden zehn Jahren alle Einnahmen Wilsons. Gemäss Prospekt sollen die Anleger ab 2012 für jedes investierte britische Pfund mindestens zwei zurückerhalten. Ein gutes Geschäft - Minardi zahlt Wilson 2003 ein Gehalt von 50000 £, das bis auf 100000£ wächst, sollte der Stall seine Optionen auf Wilson als Fahrer für die Jahre 2004 und 2005 ausüben – vorausgesetzt, Minardi existiert dann noch. - Denn nicht ohne Grund findet der Formel-1-Neuling keine Sponsoren: In 17 Jahren Renntätigkeit hat Minardi noch nie einen Podestplatz herausgefahren. Seit 1997 hat das Team zwölf Fahrer beschäftigt. Für neun von ihnen war ihre Karriere in der Formel1 nach Minardi beendet. Zudem standen die Autos des Rennstalls vergangenes Jahr häufiger defekt in den Boxen, als sie Runden zurücklegten. - Bereits 2002 plagten das Team Geldsorgen. Auch die dieses Wochenende beginnende neue Rennsaison steht für das Team finanziell auf tönernen Füssen. Die Liquidität soll gemäss der Rennsportpresse nur für drei Rennen reichen. Das Budget von 50 Mio.£ ist das kleinste aller Teams und reicht nicht für Spitzentechnik und Meisterschaftspunkte. Solche benötigt Wilson jedoch für seine aufstrebende Karriere, sonst nützten ihm seine attestiert guten «road handling skills» nichts. Scheitert Wilson, erhalten seine Aktionäre nichts. - Wilsons Weg der Mittelbeschaffung mag innovativ sein, ein ganz normales Geschäft ist die Aktienemission jedoch nicht. Gewiss, jede Investition birgt Risiken, doch Wilsons Aktionäre sind nicht nur vom Geschick des Rennstalls und Wilsons fahrerischem Können abhängig, sondern auch von seiner Gesundheit und seinem Gemütszustand. Über den ist wenig bekannt. Angesichts der Schieflage Minardis kann es damit allerdings nicht zum Besten bestellt sein. - Und dennoch: Wer investiert nicht gern in die Jugend - Wilsons Konzept lässt zudem faszinierende Möglichkeiten der Aktienverwendung zu. Vielleicht gibt es schon bald Emissionen, um genialen Studenten, die dereinst auf die Verleihung des Nobelpreises hoffen, ihre Studien zu finanzieren.MS