Rhetorik der Opec bleibt ohne Wirkung – Übertreibung in Soja und Mais? Fondshändler kaufen Agrarfutures
Von der mit Spannung erwarteten Nachricht, dass die Opec ihre Förderquote reduziert, hatten sich die Mitglieder des Ölkartells einen deutlichen Effekt erhofft.
Von der mit Spannung erwarteten Nachricht, dass die Opec ihre Förderquote reduziert, hatten sich die Mitglieder des Ölkartells einen deutlichen Effekt erhofft. In der Absicht, mit der Quotenkürzung den Preiszerfall an den internationalen Ölmärkten aufzuhalten und die Notierungen auf einen gemässigten Aufwärtspfad zurückzuführen, wurde nichts unversucht gelassen. Bereits im Vorfeld der Sondersitzung in Katar war von verschiedenen Seiten her eine Förderkürzung um 1 Mio. Fass pro Tag (1 Fass entspricht 159 Litern) in Aussicht gestellt worden. Die eher verhaltene Marktreaktion auf diese Ankündigung bewog die Ölminister dazu, noch ein «Scheitchen» draufzulegen und eine Kürzung von 1,2 Mio. Fass zu beschliessen. - Doch selbst dies vermochte den Markt nicht zu beeindrucken. Zu oft haben die Mitglieder in der Vergangenheit die Förderbeschlüsse nicht eingehalten. So waren die Avancen der ersten Hälfte der Vorwoche schnell wieder eingebüsst. Europäisches Rohöl der Sorte Brent stürzte in wenigen Tagen vom Höchst der Vorwoche auf 62.50$ pro Fass auf nahezu 58.50$. Viele spekulative Marktteilnehmer sind dabei, Positionen abzubauen. So dürften sich die Kurse erst dann erholen, wenn sich Angebotsverknappungen abzeichnen. Dies ist angesichts der hohen Öllager jedoch kurzfristig kaum zu erwarten. - Mit in den Liquidationsstrudel gezogen wurden zu Wochenbeginn auch die Edelmetalle. So gerieten sowohl Gold, Silber, Platin und Palladium unter erheblichen Abgabedruck. Auch hier könnten Gewinnmitnahmen die Kurse weiter belasten. - Ganz anders sieht es an den Getreidemärkten aus: Der Mittelzufluss durch die grossen spekulativen Fonds hält unvermindert an. Jeder Preisrückschlag wird für Zukäufe genutzt, selbst wenn viele Fundamentaldaten für eine Überbewertung sprechen. Erste Anzeichen, dass zu Wochenbeginn eine Korrektur einsetzen könnte – im elektronischen Nachthandel waren empfindliche Kursverluste verzeichnet worden – bewahrheiteten sich nicht, und sämtliche Getreidekontrakte am Chicago Board of Trade schlossen erneut im Plus. Viele Chartisten werten diese Kursentwicklung als Teil des langfristigen Haussetrends, und keiner möchte die nächste Aufwärtsbewegung verpassen. - Sowohl Mais wie auch Soja befinden sich derzeit in der Erntephase. Die Maisernte war in den USA bis zum Wochenende zu 53%, die für Soja gar zu 76% eingefahren. Zwar waren die Ertragserwartungen vom amerikanischen Landwirtschaftsministerium USDA im Oktoberbericht etwas zurückgestuft worden, die Sojaernte dürfte dafür die heutigen Schätzungen noch übertreffen. So besteht die Gefahr einer Übertreibung, die – ähnlich wie an den Energiemärkten – zu einem späteren Zeitpunkt korrigiert werden muss. - Dazu könnten auch die Ertragsaussichten in Südamerika beitragen. Während nämlich in den USA Soja geerntet wird, wird in Brasilien ausgesät. Die Bedingungen sind, im Gegensatz zu den beiden Vorjahren, ideal. In den beiden grössten Soja-Anbaugebieten Brasiliens, Mato Grosso und Parana, liegt der Fortschritt der Aussaat weit über den Vorjahreswerten. Damit sind die ersten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Sojakampagne gegeben. - Auch der Weizenmarkt erholte sich von einer kurzen Korrektur der Vorwoche. Für die Preisunterstützung scheinen ebenfalls die Gelder verantwortlich zu sein, die spekulative Fonds aus den Edelmetall- und Energiemärkten abgezogen haben. Der Zustand des neu gesäten US-Winterweizens gilt als sehr gut.LaSalle Brokerage, Zürich