Rock ’n’ Roll und Rolls-Royce
Erinnerungen verbinde er mit jedem seiner Autos, sagt Elton John, und ganz leicht sei ihm Anfang des Jahres der Entschluss nicht gefallen, sich von 20 seiner 28 Wagen zu trennen.
Erinnerungen verbinde er mit jedem seiner Autos, sagt Elton John, und ganz leicht sei ihm Anfang des Jahres der Entschluss nicht gefallen, sich von 20 seiner 28 Wagen zu trennen. Aber angesichts seiner vielen Tourneen hat er kaum noch Zeit, den einen oder anderen selbst zu fahren. Zum Herumstehen seien sie zu schade, und also sei es ihm lieber, wenn diese automobilen Pretiosen bei Leuten landeten, die sich jeden Tag daran erfreuen könnten. - Die Londoner Abteilung von Christie’s International Motor Cars wird am 5.Juni die raren Exemplare ausrufen. Mit Ausnahme von drei Ferraris sind es, wie Elton John im Auktionskatalog betont, «Musterbeispiele exklusiver britischer Handarbeit». Nicht dabei ist allerdings sein erster Aston Martin, der 1970 nach den ersten grossen Erfolgen als Musiker einem Ford Popular, einem Austin Somerset, einem Singer Chamois und einem Ford Escort GT folgte. Dieser Aston war es auch, der seine Leidenschaft für Autos weckte. Als Nächstes landete ein Bentley in der Garage, und «wenn du solche Wagen besessen, ihre Qualität und Schönheit gesehen hast, dann willst du wirklich nichts anderes mehr», bekennt der Pop-Star. - Davon zeugt fraglos die Liste der Auktionswagen. Ältester Vertreter ist ein Bentley S1 Fastback des Baujahres 1956. Elton John hält ihn für «den schönsten Wagen, der jemals entworfen worden ist». Christie’s schätzt ihn auf 50000 bis 70000£. Wohlfeiler mit einer Taxe von 20000 bis 30000£ zu haben ist ein Rolls-Royce Silver Cloud III von 1963. Er trägt den Spitznamen Daisy, weil er ihn während der Dreharbeiten zu «Driving Miss Daisy» in Atlanta gekauft hat. Kaum teurer könnte ein Bentley Corniche Cabriolet von 1975 werden, geschätzt auf 25000 bis 35000£, hätte er damit nicht häufig Prinzessin Margaret zum Kinobesuch ins Odeon im Londoner Stadtteil Kensington ausgeführt. - In den grossen englischen Limousinen hat Elton John seine Gäste kutschiert, vor allem in einem Rolls-Royce Phantom VI von 1973 (110000 bis 150000£) und in seinen Bentleys, die insgesamt auf Preise zwischen 18000 und 100000£ geschätzt werden. Ab 18000£ ist etwa der 1987er Bentley Turbo zu haben, in dem schon Gianni Versace gesessen hat. Die Fahrt darin mit Elton John soll ihn bewogen haben, sich dasselbe Modell zuzulegen. - Seine schnellsten Reisen, gesteht der Musiker, habe er im Aston Martin V8 Vantage von 1978 (20000 bis 30000£) gemacht. Die Strecke London–Bristol habe er einmal in 55 Minuten zurückgelegt, und von Bristol nach Southampton sei er so schnell unterwegs gewesen, dass er erst zehn Meilen hinter Southampton gemerkt habe, dass er am Ziel vorbeigeschossen sei. Allerdings setzt er sich, wie er sagt, nicht nur aus Freude am Fahren in eines seiner Automobile. Vielmehr geniesse er in den komfortablen Limousinen am allerliebsten Musik. Es erstaunt deshalb nicht, wenn er am Rolls- Royce Phantom VI vor allem das «great stereo system with 36 speakers» schätzt. Dieser Wagen wird in seinem Taxpreis nur vom Jaguar XJ 220 von 1993 übertroffen, den Christie’s auf 130000 bis 160000£ gesetzt hat. Elton John hat ihn für knapp 300000£ erstanden, während Rod Stewart kurze Zeit später schon 400000£ hinlegen musste.Walter Hönscheidt