Rohöl erreicht Allzeithöchst
Rohöl hat den Rekord vom Sommer 2006 knapp übertroffen und ist auf ein Allzeithöchst geklettert.
Rohöl hat den Rekord vom Sommer 2006 knapp übertroffen und ist auf ein Allzeithöchst geklettert. Ein Fass (159 Liter) der US-Sorte West Texas Intermediate kostete am Mittwoch 78.77$. Am Freitag handelte der Referenzkontrakt – der Futures mit Lieferung im September – auf 75.90$. - Die Notierung schnellte in die Höhe, weil der Vorrat an Rohöl in den USA letzte Woche deutlich abgenommen hatte. Raffinerien verarbeiteten mehr Rohöl zu Benzin und Heizöl, dort sind die Lager nun voller geworden. Die Preisspitze hielt nur kurz und wurde von Hedge Funds benutzt, um Gewinne zu realisieren. - Während die Notierung nachgab, beobachteten Händler einen Sturm vor der Küste Venezuelas, der sich zu einem Hurrikan entwickeln und Ölplattformen und Raffinerien weiter nördlich, im Golf von Mexiko, bedrohen könnte. Dort hatten die Wirbelstürme «Rita» und «Katrina» 2005 Dutzende Anlagen zerstört. Dieses Jahr gab es bisher nur wenige Tropenstürme, obwohl Meteorologen vor einer schlimmen Hurrikansaison gewarnt hatten. Die Versorgung könnte zudem behindert werden, falls politische Probleme in Förderländern wie Nigeria und Iran eskalieren. - Hurrikane oder Konflikte würden Rohöl deutlich verteuern (vgl. Interview Seite29). Preisdruck nach oben verursacht auch das Ölkartell Opec, das die Förderung nicht ausdehnt. Fallen würde Öl, falls die Weltwirtschaft langsamer wächst. - Nicht zu vergessen ist, dass der Rekord vom Mittwoch nur ein nomineller ist. Inflationsbereinigt (real) kostete Rohöl im Jahr 1982 rund 90$. Auch dieses Höchst dürfte übertroffen werden, der Zeitpunkt lässt sich aber nicht voraussagen. Hält das Energieangebot nicht mit der steigenden Nachfrage der Schwellenländer Schritt, könnte sogar der Schuss ins Blaue von Goldman Sachs – die Bank hatte im März 2005, als Öl 55$ kostete, einen Anstieg bis zu 105$ prophezeit – ins Schwarze treffen.Beg