
Einschätzung von Sylviane Chassot um 13 Uhr
Die Unsicherheiten bei Romande Energie sind gross. Die Westschweizer bekommen die Verwerfungen an den Energiemärkten doppelt zu spüren: operativ und zudem rein finanziell durch die Beteiligung an Alpiq. Da Romande Energie nur einen Bruchteil des an die Kunden verkauften Stroms selbst produziert und die Mehrheit am Markt zukauft, leidet sie unter den hohen Preisen. Dank der langfristigen Beschaffungspolitik glättet sich der Preiseffekt typischerweise über zwei bis drei Jahre. Wegen der aussergewöhnlichen Trockenheit produzierten die Wasserkraftwerke von Romande Energie allerdings weniger Strom als erwartet, weshalb der Versorger im vergangenen Halbjahr kurzfristig zusätzlich zu den langfristigen Beschaffungsverträgen Strom einkaufen musste. Dieser Effekt allein reduzierte den Ebit um 16 Mio. Fr. Beim Gewinn schlägt aufgrund der Beteiligung zusätzlich der Halbjahresverlust von Alpiq mit 70 Mio. Fr. durch. Ob Alpiq im Gesamtjahr wieder Gewinn macht, ist unsicher. Der Verlust bei Alpiq entstand wegen Buchhaltungseffekten der Energiederivate. Die Derivate stammen aus offenen Handelsgeschäften, die den Gewinn deutlich steigern sollten, sobald Alpiq in Lieferung gehen kann. Ab wann genau die Wende bei Alpiq in welchem Ausmass kommen dürfte, ist nicht bekannt. Ungewiss ist bei Alpiq zusätzlich die Performance der Stilllegungs- und Entsorgungsfonds, in denen der Konzern für die Stilllegung und die Entsorgung der Atomkraftwerke Milliarden geparkt hat. Die Performance schwankt mit den Finanzmärkten und schlägt auf den Gewinn von Alpiq und damit auch auf den von Romande Energie durch. Das Resultat von Romande Energie hängt also massgeblich ab vom Wetter, von Alpiqs Buchhaltung der Energiederivate und der Börsenlage. Weitere Unsicherheitsfaktoren sind natürlich die Energiepreise und allfällige politische Eingriffe in den Energiemarkt. All das zehrt an der Substanz, wovon das Unternehmen allerdings sehr viel hat, wie ein Blick in die Bilanz zeigt. Operativ ist Romande Energie gut geführt. Ein Neueinstieg bietet sich nicht an, und für investierte Anleger ist jetzt kein guter Zeitpunkt zum Ausstieg.
Einschätzung – Romande Energie schreibt Verlust
Die Beteiligung an Alpiq beschert dem Energieunternehmen im ersten Semester rote Zahlen.