SAP stellt deutlich höhere operative Margen in Aussicht
Der deutsche Softwarehersteller SAP hat gut eine Woche vor seiner Bilanzpressekonferenz (22.
Der deutsche Softwarehersteller SAP hat gut eine Woche vor seiner Bilanzpressekonferenz (22. Januar) vorläufige Zahlen für das saisonal bedingt wichtige vierte Quartal des vergangenen Jahres vorgelegt. Wie erwartet gingen die Lizenzumsätze, die gut 40% des Gesamterlöses ausmachen, zurück (–3% auf rund 930 Mio. Euro). Gebremst wird das Unternehmen nicht nur von der immer noch zu beobachtenden Zurückhaltung der Kunden, sondern auch durch die Schwäche des Dollars zum Euro. Bereinigt um Wechselkurseffekte erhöhte sich der Lizenzumsatz zum Vorjahresquartal immerhin um 4%. - Der Gesamtumsatz, der zusätzlich die Wartung, Schulung und Beratung umfasst, sank den Angaben vom Dienstag zufolge im vierten Quartal 3% auf rund 2,2 Mrd. Euro (währungsbereinigt +4%). Für das Gesamtjahr ergibt sich daraus ein Rückgang von 5% auf etwas mehr als 7 Mrd. Euro (+3%). SAP teilte mit, das Geschäft in den USA und in Deutschland habe wesentlich zum Softwarelizenzumsatz im vierten Quartal beigetragen. Die für die langfristige Entwicklung entscheidenden Umsätze der Softwarelizenzen verringerten sich im Gesamtjahr um 6% auf 2,15 Mrd. Euro (+1%). - Die Umsätze lagen zum Teil unter den hohen Erwartungen des Marktes. Das war der Grund für Kursverluste am Dienstag von rund 4% auf 133.75 Euro, die aber gemessen an den deutlichen Gewinnen der vergangenen Monate kaum ins Gewicht fallen. Zuversichtlich stimmt, dass es SAP gelingt, die operative Marge (vor den Sonderfaktoren aktienbezogene Vergütungsprogramme für Mitarbeiter und akquisitionsbedingte Aufwendungen) deutlich zu verbessern. Das Unternehmen erwartet, dass es die früher genannten Prognosen für die Pro-forma-Betriebsmarge (25%) und das Pro-forma-Ergebnis je Aktie (3.60 Euro) deutlich übertreffen werde. Für 2003 wird eine Steigerung der Marge von 23 auf rund 27% (Pro forma) in Aussicht gestellt. Dem Ziel, den Wert bis 2005 in Richtung 28% zu treiben, kommt das Walldorfer Unternehmen damit schon jetzt sehr nahe. Dass die operative Marge erhöht wurde, ist angesichts des Preisdrucks und der Stärke des Euros zum Dollar bemerkenswert. Die Kosten für aktienbezogene Vergütungsprogramme für Mitarbeiter avisiert SAP auf rund 130 Mio. Euro, die akquisitionsbedingten Aufwendungen auf 24 Mio. Euro. Davon ausgehend ergibt sich eine operative Marge etwa 25%. - Wegen der Nachricht, dass die operativen Margen höher ausfallen, und wegen der Aussagen zur Ergebnisprognose erhöht «Finanz und Wirtschaft» die Gewinnschätzungen für SAP für das vergangene Jahr von 3.80 auf 3.98 Euro je Aktie und für 2004 von 4.45 auf 4.55 Euro. - Das ändert aber wenig an der Tatsache, dass die Aktien basierend auf diesen neuen Schätzungen für 2004 mit einem Kurs- - Gewinn-Verhältnis von knapp 30 sehr hoch bewertet sind. Der Markt spekuliert bereits darauf, dass die Konjunktur weltweit in 2004 und 2005 kräftig anzieht und dadurch die Kunden der Softwarebranche endlich wieder beherzter zugreifen. Einen wichtigen Erfolgsfaktor spielen dabei neue Produkte. Zur Beurteilung muss der Anleger die Stimmungen und Berichte von den regelmässigen Anwendermessen des Unternehmens im Auge behalten. - Einen vielleicht wichtigen Joker besitzt SAP in Form von geschätzten hohen liquiden Mitteln von 2,3 Mrd. Euro in 2003, die bis 2005 auf 4,5 Mrd. Euro steigen könnten. Angesichts der hohen Ansprüche der Anleger, die sich in der Bewertung spiegeln, ist SAP zu einem aktionärsfreundlichen Umgang mit diesen Mitteln gezwungen. Viel anderes als eine Weitergabe an die Aktionäre bleibt da nicht übrig. - Auch die Entwicklung der Wechselkurse wird für das laufende und das kommende Jahr eine wichtige Rolle spielen. Bereinigt um Wechselkurseffekte wuchs das Unternehmen im vergangenen Jahr in Euro gerechnet aber nicht. Sollte sich auf das gesamte Jahr 2004 gesehen der Dollar stabilisieren, dürfte der SAP-Umsatz im laufenden Jahr steigen. Andererseits wird es schwierig werden, die operative Marge über 30% hinaus zu steigern. Vor diesem Hintergrund ist abzuwarten, ob das Management von SAP in der kommenden Woche an der Bilanzmedienkonferenz in Frankfurt darlegen kann, warum und in welchem Ausmass eine derart hohe Aktienbewertung gerechtfertigt ist.