Scharfe Kritik an China
Bei der Überwachung seiner Mitgliedsländer will sich der Internationale Währungsfonds (IWF) künftig in verstärktem Masse auf die Wechselkurspolitik konzentrieren, da entsprechende Verzerrungen in Überschussländern einen massgeblichen Beitrag zum Anstieg des globalen Ungleichgewichts leisten und somit die Stabilität des weltweiten Finanzsystems gefährden könnten.
Bei der Überwachung seiner Mitgliedsländer will sich der Internationale Währungsfonds (IWF) künftig in verstärktem Masse auf die Wechselkurspolitik konzentrieren, da entsprechende Verzerrungen in Überschussländern einen massgeblichen Beitrag zum Anstieg des globalen Ungleichgewichts leisten und somit die Stabilität des weltweiten Finanzsystems gefährden könnten. In einer Rede anlässlich der Bretton-Woods-Konferenz in Washington forderte Rodrigo de Rato, der geschäftsführende IWF-Direktor, eine Klarstellung der Überwachungskompetenzen des Fonds und übte ungewöhnlich scharfe Kritik an China und anderen Ländern, die sich durch die künstliche Verbilligung der eigenen Währungen unfaire Wettbewerbsvorteile verschaffen. - Um die geplanten IWF-Reformen zu vervollständigen, müsse der Vorstandsbeschluss aus dem Jahre 1977, der das Rahmenwerk für die sogenannte Surveillance-Aufgabe des IWF absteckt, revidiert und den Anforderungen der zunehmenden Globalisierung angepasst werden. - Um seine Mandate erfüllen zu können, müsse die langfristige Finanzierbarkeit der IWF-Aktivitäten sichergestellt sein. De Rato begrüsste in diesem Zusammenhang die Vorschläge der von Andrew Crockett angeführten Group of Eminent Persons, die einen Vierpunkteplan für ein neues Einkommensmodell des IWF vorgelegt hat. Unter anderem soll nach dem Vorbild der Weltbank das Investmentportfolio des Fonds diversifiziert werden, um höhere Renditen erzielen zu können. Auch soll ein begrenzter Teil jener IWF-Quoten investiert werden, die derzeit nur für die Kreditvergabe an Mitgliedsländer mobilisiert werden dürfen. Ferner begrüsste de Rato den Vorschlag, 400 Tonnen, nämlich genau ein Achtel der Goldreserven des Währungsfonds zu verkaufen und den Erlös anzulegen. Umstritten ist vor allem bei den ärmeren IWF-Mitgliedern der vierte Punkt, wonach der IWF einzelnen Ländern für technische Unterstützung sowie Beratungsdienste künftig Gebühren abverlangen würde. - Anlässlich der Herbsttagung in Washington will der geschäftsführende Direktor auch ein neues Quotenmodell verabschieden. Mit der Anhebung der Quoten für China, Korea, Mexiko und die Türkei habe der Fonds bereits einen ersten Schritt getan, dem zunehmenden Gewicht der Schwellenländer in der Weltwirtschaft Rechnung zu tragen. Dieser Prozess, so de Rato, müsse aber fortgesetzt und vervollständigt werden. Auch müsse die neue Quotenformel sicherstellen, dass die Stimmen der Low Income Countries (LIC), der ärmeren Länder, stärker berücksichtigt werden. Die LIC stellen zwar fast ein Drittel aller IWF-Mitglieder, besitzen aber zusammen nur knapp 2% des Kapitals und sind daher im Direktorium unterrepräsentiert.Peter De Thier, Washington