«Scharfes» Investment
Die indische Börse ist hoch im Kurs.
Die indische Börse ist hoch im Kurs. Dies nicht nur wegen der beträchtlichen Zugewinne der vergangenen Monate. Auch die inzwischen gute Verfügbarkeit von strukturierten Produkten und Derivaten hat es vereinfacht, seinem Depot eine indische Note zu geben. Doch was darf der Investor erwarten - Die Charttechnik ist kein Vorhersage-, sondern ein Messinstrument. Sie ist geeignet, Verschiebungen zwischen den Marktkräften festzustellen und den qualitativen Zustand zu beurteilen, in dem sich der vorherrschende Trend befindet. - Auffallend viele Investoren, die sich jetzt neu an der indischen Börsen engagieren, geben an, dass es sich um langfristige Engagements handelt. Mit kurzfristigen Rückschlägen wird zwar gerechnet, in erster Linie aber mit einem Anhalten des grossen Aufwärtstrends. - Der Momentumparameter im Sensex-Chart zeigt allerdings, dass der Kursauftrieb abnimmt, die prozentual pro Zeiteinheit realisierten Gewinne also kleiner werden. Dies ist wiederum als Zeichen einer einsetzenden Erschöpfung zu deuten. Es gibt günstigere Augenblicke, um für die langfristige Zukunft zu investieren, als diesen. Der Reiz eines Sensex liegt im Moment vielmehr darin, dass der Markt sich in einer Akzeleration befindet. Hält so eine Phase an, führt dies zu sehr schnellen Gewinnen. Dies dürfte der wichtigste Quell der Aufmerksamkeit sein, wobei sich die allfälligen Bedenken vor einem just nach dem Kauf einsetzenden Rückschlag aber elegant durch den Charakter der Langfristigkeit wegwischen lassen. - Aus charttechnischer Sicht gibt es Hinweise dafür, dass der Sensex aktuell eine ähnliche Entwicklung durchmacht wie vergangenen Dezember. Während den letzten sieben Wochen einer insgesamt zehn Monate dauernden Bewegung wurde der Index 30% heraufgesetzt. Dieser Sprung allein war halb so gross wie in der schwindelerregenden Avance der ganzen acht vorherigen Monate. - Im Unterschied zu damals sind die zeitlichen Dimensionen in der aktuellen Akzeleration grösser, weil sie nicht zu einer mittelfristigen, für die meisten Börsen etwa acht bis zehn Monate anhaltenden Bewegung gehören, sondern in einem längerfristigen Kontext zu sehen sind. - Das Gute an der aktuellen Ausgangslage ist, dass der Sensex sehr wohl in der Lage sein müsste, innerhalb der nächsten Wochen die Anfang dieses Jahres erreichten Höchstkurse noch zu übertreffen. Dies entspricht einem Potenzial von 10% und damit einem Sprung, von dem Schweizer Investoren an heimischen Märkten auf mehrere Monate hinaus nur träumen können. - Gefährlich ist dagegen, dass nach diesem zeitlich rasch erreichbaren Ziel ein Rückschlag droht. So wie im ersten Halbjahr werden sich dann wieder Käufe für ein längerfristiges Engagement lohnen. Für Schweizer Investoren gibt es zudem noch einen Wermutstropfen: Knapp die Hälfte des seit Juni eingefahrenen Gewinns gehen nach Verkauf und Rückkonvertierung in den Franken wieder verloren. Für diesen Trend zeichnet sich vorläufig noch kein Ende ab.Roland Vogt - www.invest.ch