Scheufele
Der Vizepräsident der Uhren- und Schmuckfirma Chopard ist immer für eine Überraschung gut.
Der Vizepräsident der Uhren- und Schmuckfirma Chopard ist immer für eine Überraschung gut. Erst sorgte er mit der Manufacture Chopard in Fleurier, die seit 1996 wieder ein Chopard- eigenes mechanisches Uhrwerk herstellt, für Gesprächsstoff in der Branche, und nun mit der von ihm aus der Taufe gehobenen Stiftung Fleurier. Getragen wird das Qualitätslabel Fleurier von den drei im Uhrmacherort im Val de Travers ansässigen renommierten Unternehmen Chopard, Parmigiani und Bovet. «Diese Zertifizierung garantiert, dass in der Uhrenherstellung in Fleurier auf der höchsten Stufe der Tonleiter mitgespielt wird», kommentiert der Spross einer Pforzheimer Familiendynastie, die seit 1963 in Genf ansässig ist, diese Verpflichtung zu Tradition und Qualität. - Chopard wird als Familienunternehmen von Karl und Karin Scheufele geführt. Dieses Jahr wurden erstmals über 500 Mio. Fr. Umsatz erzielt. Während Tochter Caroline, das temperamentvollste Mitglied der badischen Unternehmerfamilie, sich ganz dem Schmuck- und Schmuckuhrenbereich widmet, ist Karl-Friedrich vor allem verantwortlich für Marketing, Werbung und Kommunikation und beteiligt sich ebenfalls an der Gestaltung neuer Uhrenmodelle. Vor allem die Reihe mechanischer L.U.C.-Armbanduhren, die nach dem Gründer Louis-Ulysse Chopard benannt wurde, ist Scheufeles Domäne. Karl-Friedrich gelingt es auf bewundernswerte Weise, seine persönlichen Interessen mit seinen beruflichen Verpflichtungen zu verbinden. So führte seine Leidenschaft für Oldtimer zum Sponsoring des Automobilrennens Mille Miglia, an dem er mit seinem Aston Martin Ulster, Jahrgang 1935, teilnimmt. Auch machte er seine Sammlung antiker Uhren zum Grundstock des von ihm ins Leben gerufenen Chopard-Museums am Genfer Hauptsitz. - Privat wacht Karl-Friedrich Scheufele über seine Intimsphäre und lebt sehr zurückgezogen, um Zeit für seine Familie zu finden. Dabei betreibt er mehrere Sportarten und liebt nichts so sehr, wie sich bei einem guten Buch oder mit einem Skizzenblock in den Händen zu entspannen. Die Passion für grosse Weine, besonders Bordeaux, hat ihn vor kurzem dazu bewogen, ein weiteres Unternehmen zu gründen, die Galerie des Arts du Vin. In dessen Weinkeller, der sich in der Nähe von Nyon, nur wenige Kilometer von Genf in der Ferme de Promenthoux befindet, lagern heute 20000 Flaschen, zu 90% Bordeaux, aber auch andere französische, Schweizer und ausländische Weine. Der Rebberg seines Schwiegervaters Fritz Liechti in der Domaine de l’Abbaye veranlasste ihn, die Trauben selbst zu keltern. 1998 wurde die erste Ernte in 3000 Flaschen abgefüllt. Entstanden ist ein Gamay, der von Natur aus sehr leicht ist. Der 2000er wird für 11 Fr. die Flasche angeboten. Das Schlüsselwort, das am besten den Sinn ausdrückt, den Scheufele in seinen Professionen anstrebt, ist Qualität. Dabei hat Scheufele aber auch nach all den Jahren in der Schweiz seinen schwäbischen Humor bewahrt. «Verschwendung», meint er, «wäre, einen grossen Wein aufzumachen und nur die Hälfte zu trinken». KHN