«Signifikanter» Anteil am Erzrivalen ANZ angestrebt
Die australische Fluglinie Qantas Airways beginnt den kühnsten Fusionsversuch der jüngeren Aviatikgeschichte: Wie die Airline erklärte, will sie sich mit einem «signifikanten» Anteil am Erzkonkurrenten Air New Zealand (ANZ) beteiligen.
Die australische Fluglinie Qantas Airways beginnt den kühnsten Fusionsversuch der jüngeren Aviatikgeschichte: Wie die Airline erklärte, will sie sich mit einem «signifikanten» Anteil am Erzkonkurrenten Air New Zealand (ANZ) beteiligen. Die 100%ige ANZ-Tochter Ansett Australia sowie Ansett International würden an Singapore Airlines (SIA) verkauft. SIA besitzt 25% von ANZ. - Die neuseeländische Luftfahrtgesellschaft bestätigte die Verhandlungen mit der australischen Airline und SIA. Während die Aktien von Qantas und ANZ am Dienstag deutlich zulegten, machten sich unter Investoren und Aviatikanalysten Zweifel breit, ob eine solche Beteiligung von den Konsumentenschutzbehörden akzeptiert würde. «Die Kernfrage wird die Wettbewerbssituation von Qantas sein», meint zum Beispiel Pano Raftopoulos von Challenger Professional Investment. Gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg sprach er von einer «grossen Hürde», die Qantas bei den Regulierungsbehörden überwinden müsse. «Es ist ein sehr kühner Schritt, der zeigt, dass das Qantas-Management pro-aktiv ist, wenn es darum geht, die Struktur der Industrie zu verbessern.» - Qantas und ANZ beherrschen sozusagen den Luftraum in der Region Australien-Pazifik. Stimmen Aktionäre und Behörden dem Qantas-Vorschlag zu, gewinnt auch Singapore Airlines. Die asiatische Grossairline hatte im vergangenen Jahr vergeblich versucht, die 50% von Ansett Australia zu erwerben, die bis dahin im Besitz von Rupert Murdochs News Corp gewesen waren. ANZ, die 50% von Ansett kontrollierte, übte ein Vorkaufsrecht aus. Seither hat SIA immer wieder signalisiert, über Ansett in Australien Fuss fassen zu wollen. - ANZ wurde mit Ansett nicht glücklich: Der Maschinenpark ist veraltet und muss erneut werden; die Airline ist unrentabel. Die Situation in der australisch-neuseeländischen Industrie verschärfte sich im letzten Jahr mit dem Aufkommen der Billigfluglinien Impulse Air und Virgin Blue. Erst vergangene Woche erhielt Qantas von den Behörden die Bewilligung, sich mit einem kontrollierenden Anteil an Impulse zu beteiligen und so die Billiglinie mehr oder minder auszuschalten. - Tourismus- und Aviatikexperten, die sich gegenwärtig in der australischen Stadt Brisbane zur Fachmesse Australian Tourism Exchange (ATE) aufhalten, reagierten wenig überrascht auf die neusten Meldungen. Einige Stimmen befürchten aber eine Verschlechterung der Preissituation, sollte der Plan realisiert werden. Gemäss Andrew Richards, Europa-Chef der Marketing-Organisation Australian Tourist Commission (ATC) in London, ist jedoch nicht die Frage entscheidend, wer ein Fluglinie besitzt, sondern welche Allianzen ein Unternehmen eingeht: «Allianzen zwischen Fluglinien sind es, die unter dem Strich die Kapazitäten erhöhen und den Markt antreiben.» Qantas Airways schlossen am Dienstag 3,9% höher auf 3.48 austr.$, ANZ stiegen 7,1% auf 1.20 austr.$. SIA schlossen auf 13.40 Sing.-$ (+0.70 Sing.-$). UW, Sydney