Der am Freitag vorgelegte Bericht der Expertengruppe Brunetti ist in erster Linie eines: eine solide Analyse. Die 243 Seiten des Papiers zur Weiterentwicklung der Finanzmarktstrategie geben detailreich Übersicht über die Rahmenbedingungen und skizzieren Handlungsbedarf .
Etliche dieser Vorschläge verdienen volle Unterstützung. Hier die zentralen vier: Die Eigenkapital-Ausstattung der systemrelevanten Grossbanken soll erhöht werden. Das Steuersystem soll dem Prinzip folgen, keine Anreize für private Verschuldung zu schaffen. Steuergesetze müssen angepasst werden, damit der schweizerische Kapitalmarkt für Investoren attraktiv wird. Und der Dialog zwischen Behörden und dem Finanzsektor muss ausgebaut werden, damit der Regulierungsprozess nicht wild wuchert.
Was der Brunetti-Bericht nicht ist: ein kühner strategischer Wurf. Wer eine grandiose Vision für den Finanzplatz Schweiz erwartet hatte – in der Form, wie es ein Kommandostaat wie Singapur aufstellen würde –, ist enttäuscht.
Doch das ist gut so. Es war nicht Aufgabe der Gruppe um Brunetti, industriepolitische Empfehlungen über die Grösse des Finanzsektors abzugeben. Ebenso hat sich das Gremium gehütet, sich über die Strategien einzelner Unternehmen zu äussern.
In mehrerlei Hinsicht war der Privatbankenplatz Schweiz bislang eine Monokultur. Entsprechend gelähmt und orientierungslos verhalten sich viele Akteure derzeit. Doch die strategische Voraussicht ist die ureigene Aufgabe der Führung jedes einzelnen Unternehmens. Der Finanzplatz braucht keine zentralistisch geplante Strategie, sondern wieder Experimentierfreudigkeit, Pioniergeist, Unternehmertum und vor allem Vielfalt. Der Staat muss nur für die richtigen Rahmenbedingungen sorgen, damit diese Vielfalt gedeihen kann.
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Solide Arbeit
Der Brunetti-Bericht zur Weiterentwicklung der Finanzmarktstrategie bietet eine detailreiche Analyse, ist jedoch kein grandioser Wurf. Ein Kommentar von FuW-Chefredaktor Mark Dittli.