01 | The Spider Network
Worum geht es: 2015 wird Tom Hayes für die Manipulation des Referenzzinses Libor zu vierzehn Jahren Haft verurteilt. Doch wie kam es dazu, dass ein einzelner Händler bestraft wurde für einen Skandal, in den Akteure auf der ganzen Welt involviert waren? Dem Journalisten David Enrich gelingt es in diesem Buch, durch persönlichen Zugang zu Hayes und seinem Umfeld eine Geschichte packend zu schildern, die die ganze Finanzbranche nachhaltig verändert hat.
Darum geht es wirklich: Wie der sozial unbeholfene Hayes zum Sündenbock wurde für eine ausser Kontrolle geratene Finanzindustrie und wie die meisten anderen Involvierten ungeschoren davonkamen. Darum, wie es die Aufsichtsbehörden versäumten, ihre Regulierungstätigkeit wahrzunehmen, und wie eine ganze Branche der Gier folgte – und immer noch folgt –, statt Verantwortung zu übernehmen.
Geeignet für: Diejenigen, die sich während des Libor-Skandals gefragt haben, wie es so weit kommen konnte. Das Buch zeigt auf, wie auf den Referenzzins Einfluss genommen wurde, macht komplizierte Mechanismen verständlich und liest sich dabei wie ein Thriller.
Autor: David Enrich
Verlag: WH Allen
Erstmals erschienen: März 2017
Anzahl Seiten: 444
Preis: ab 18.90 Fr.
02 | The Big Short
Worum geht es: Die Hypothekenkrise in den USA begann 2007, doch abgezeichnet hatte sie sich schon viel früher. Nur wenigen war allerdings bewusst, welche Risiken tatsächlich in den komplizierten Finanzprodukten steckten, mit denen Hypotheken verbrieft, in Tranchen aufgeteilt und wiederverpackt wurden. Dieses Buch zeigt, wie die Mechanismen funktionierten, weshalb die Risikoeinschätzung versagte und wie es einigen wenigen gelang, mit dem Platzen der Immobilienblase reich zu werden.
Darum geht es wirklich: Um Millionen, teilweise Milliarden Dollar gegen den Markt zu setzen, braucht es unkonventionelles Denken und eine starke Überzeugung. Michael Lewis, einst selbst als Bondhändler tätig, zeichnet packende Porträts der Personen, die die Krise vorhergesehen haben. Gleichzeitig werden die Gier und die FehlÂeinschätzungen der restlichen Marktteilnehmer – allen voran der Grossbanken Morgan Stanley, Bear Stearns und UBS – offengelegt.
Geeignet für: Die Kinogänger der Filmadaption von 2015, die sich nur noch an die grandiose schauspielerische Leistung des Ensembles erinnern können, nicht jedoch an die von ihnen dargestellten ÂCharaktere. Das Buch bringt dem Leser die Menschen näher, die die Krise sahen, bevor irgendjemand anderer etwas davon ahnte – und ist dabei genauso unterhaltsam wie der Film.
Autor: Michael Lewis
Verlag: Goldman
Erstmals erschienen: März 2010
Anzahl Seiten: 338
Preis: ab 12.40 Fr.
03 | Wie Demokratien sterben
Worum geht es: Die beiden Professoren Ziblatt und Levitsky der Universität Harvard wollen eine Frage beantworten: Ist die amerikanische Demokratie in Gefahr? Die Frage allein verdeutlicht den Ernst der Lage. So können sie auch keine Entwarnung geben, sondern erklären, warum der Populist Donald Trump Präsident geworden ist, wie er das Fundament des demokratischen Rechtsstaates untergräbt und was gemacht werden muss, damit die USA eine Demokratie bleiben.
Darum geht es wirklich: Der demokratische Rechtsstaat ist keine Selbstverständlichkeit. Er muss verteidigt werden. Gegen Machthaber, die gegen politische Gegner hetzen und sich über jegliche Spielregeln hinwegsetzen. Unparteiische Schiedsrichter durch Gefolgsleute zu ersetzen, untergräbt das Vertrauen in staatliche Institutionen. Die Beispiele Venezuela, Ungarn und Polen zeigen, wie schnell es gehen kann und aus einer Demokratie ein autoritäres Regime wird. Das Buch ist ein Weckruf, dass die USA drauf und dran sind, denselben Weg zu gehen.
Geeignet für: Dieses Buch ist Pflichtlektüre für jeden, dem der demokratische Rechtsstaat am Herzen liegt.
Autoren: Daniel Ziblatt und Steven Levitsky
Orginaltitel: How Democracies Die
Aus dem Englischen von:Klaus-Dieter Schmidt
Verlag: Crown
Erstmals erschienen: Januar 2018
Anzahl Seiten: 320
Preis: ab 23.90 Fr.
04 | An Economist Walks Into a Brothel
Worum geht es: Was haben Prostituierte, Pferdezüchter, Surfer und Filmproduzenten gemeinsam? Sie alle müssen fähig sein, ihre täglichen Risiken minutiös zu kalkulieren. Ökonomin Schrager hat ihnen über die Schulter geschaut und dabei erfahren, dass Prostituierte zwischen Ertrag und Risiko abwägen, indem sie entscheiden, ob sie in einem legalen Bordell arbeiten wollen oder nicht. Besitzer eines Zuchthengstes managen ihr Risiko dagegen durch Diversifizierung und lassen ihn möglichst viele Stuten decken. Dadurch steigen die Chancen, dass zumindest eines der zahlreichen Fohlen erfolgreich wird.
Darum geht es wirklich: Aus ihren Beobachtungen leitet Schrager Maximen ab, die auch Anleger beherzigen können. Vieles klingt jedoch etwas trivial, etwa dass ohne Risiko auch keine Belohnung winkt oder dass es Vorteile bringt, über die eigene Irrationalität Bescheid zu wissen. Doch die gut ausgewählten Beispiele sind einprägsam und zeigen, dass auch Finanzökonomie von Neugierde und unkonventionellen Untersuchungsobjekten profitiert und keine Disziplin für Stubenhocker ist.
Nicht geeignet für: Risikojunkies. Mehr Risiko einzugehen als unbedingt nötig, ist ineffizient. Das gilt an den Finanzmärkten genauso wie beim Warten auf die perfekte Welle.
Autor: Allison Schrager
Verlag: Portfolio
Erstmals erschienen: April 2019
Anzahl Seiten: 352
Preis: ab 25.90 Fr.