01 | Montecrypto
Worum geht es: Privatdetektiv Ed Dante – ein dem Alkohol zugeneigter Antiheld – wird auf eine kurzweilige Schnitzeljagd geschickt, um einen milliardenschweren Schatz an Kryptowährungen zu heben. Der Titel ist denn auch eine Anspielung auf den Klassiker «Der Graf von Monte Christo». Dante hat als früherer Topmanager einer an Lehman Brothers erinnernden Pleitebank zwar einen Finanzhintergrund, doch mit Krypto kennt er sich nicht aus. Dank seinen Ermittlungen erfährt daher auch der Leser en passant, was hinter Begriffen wie Blockchain, Stablecoin oder Shitcoin steckt.
Darum geht es wirklich: Der Plot bringt nicht nur durchgehende Spannung, sondern es kommen auch tiefgehende Fragen bezüglich des globalen Finanzsystems auf. Ist Krypto eine Alternative zum «Fiat-Geld» – also zu den von der Zentralbank ausgegebenen Währungen? Und könnten künftig Tech-Firmen wie Facebook mit eigenen Zahlungsmitteln die Welt dominieren? Was passiert, wenn das Vertrauen in die klassischen Finanzinstitutionen zusammenbricht?
Geeignet für: Alle, die am Strand gerne intelligente Spannungsliteratur lesen – ob man an Kryptowährungen nun besonders interessiert ist oder nicht. (AT)
Autor: Tom Hillenbrand
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erstmals erschienen: März 2021
Anzahl Seiten: 448
Preis: ab 19.10 Fr.
02 | Money for Nothing
The Scientists, Fraudsters, and Corrupt Politicians Who Reinvented Money, Panicked a Nation, and Made the World Rich
Worum geht es: London, Ende des 17. Jahrhunderts: Grossbritannien braucht Geld, die ständigen Kriege mit Frankreich haben ein Loch in die Staatskasse gerissen. Als Lösung beginnen findige Politiker und Unternehmer, mit Lotterien und Anleihen zu experimentieren, und es gelingt ihnen, Staatsschulden erfolgreich handelbar zu machen. Der Versuch, die Schulden durch Herausgabe von Aktien der South Sea Company zu tilgen, führte dann aber zu einer Spekulationsblase, die 1720 platzte.
Darum geht es wirklich: Finanzielle Experimente, auch wenn sie sich als derart ruinös wie das Platzen der Südseeblase herausstellten, haben unsere Auffassung der Möglichkeiten, was Geld kann, immer wieder erweitert. Thomas Levenson, Professor für wissenschaftliches Schreiben am MIT, zeigt, wie die damals unter anderem durch den Physiker Isaac Newton ausgelöste wissenschaftliche Revolution zu einer neuen Art von Denken führte: Die Zukunft und das Risiko wurden neu bewertet. Das ist für Anleger bis heute relevant.
Geeignet für: Historisch interessierte Anleger, Konsumentenschützer und Börsen-Zampanos in spe. (BB)
Autor: Thomas Levenson
Verlag: Random House
Erstmals erschienen: August 2020
Anzahl Seiten: 480
Preis: ab 19.90 Fr.
03 | Wir amüsieren uns zu Tode
Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie
Worum geht es: Das Fernsehen hat den politischen und gesellschaftlichen Diskurs nachhaltig verändert. Statt Information zählt nur noch Unterhaltung. Was an George Orwells «1984» erinnert, entspricht eher Aldous Huxleys «Brave New World». Die Menschheit wird nicht von einer Allmacht unterdrückt, sondern ergibt sich freiwillig dem Schicksal, indem es «die Technologien anhimmelt, die ihr die Fähigkeit zum kritischen Denken nehmen».
Darum geht es wirklich: Neil Postmans Werk ist auch 36 Jahre nach Erscheinung nicht nur relevante, sondern essenzielle Lektüre. Zwar dürften nur die ältesten Millennials sowie frühere Generationen die Fernsehserien «Dallas», «The A-Team» und «Cheers» kennen oder wissen, dass Ronald Reagan auch dank seiner Erfahrung als Schauspieler und Entertainer zum Präsidenten der USA gewählt wurde. Die von Postman prognostizierte Entwicklung aufgrund der Technologie Fernsehen ist aber nicht nur eingetroffen, sondern hat sich mit Smartphones und sozialen Medien beschleunigt und verstärkt. Die Wahl von Donald Trump 2016 und das Abdriften der US-Politik ins Groteske sind diesbezüglich nur die extremsten Beispiele.
Geeignet für: Alle, die an von Medien ausgelösten gesellschaftlichen Entwicklungen interessiert sind. (ML)
Autor: Neil Postman
Orginaltitel: Amusing Ourselves to Death: Public Discourse in the Age of Show Business
Aus dem Englischen von: Reinhard Kaiser
Verlag: Fischer
Erstmals erschienen: 1985
Anzahl Seiten: 208
Preis: ab 13.90 Fr.