Stiftungsräte schlecht bezahlt
Die schweizerischen Vorsorgeinstitutionen betreuen das mit rund 600 Mrd.
Die schweizerischen Vorsorgeinstitutionen betreuen das mit rund 600 Mrd. Fr. riesige Sparvermögen der Bevölkerung. Die selbständigen Pensionskassen, die etwa zwei Drittel der Gesamtsumme verwalten, bezahlen ihr oberstes Führungsgremium jedoch schlecht. Lediglich der kleinere Teil der Kassen vergütet den Stiftungsräten Pauschalen und Sitzungsgelder, und zwar im Durchschnittswert von 4400 Fr. je Mitglied und Jahr. Zwei Drittel der Institutionen leisten hingegen überhaupt keine Entschädigung. Zum Nulltarif arbeiten müssen hauptsächlich die Stiftungsräte von Kassen mit kleinerem oder mittelgrossem Vermögen. - Im KMU-Segment werde die Tätigkeit von Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern im Pensionskassengremium oft als Teilaspekt des Arbeitsverhältnisses verstanden und in nicht wenigen Fällen auch in zeitlicher Hinsicht in Fronarbeit versehen, beanstandet Graziano Lusenti: «Das mag die Ratsmitglieder gar daran hindern, eine wirklich unabhängige Rolle im Sinne eines Treuhänders für die Versicherten zu spielen.» Die Erkenntnisse stammen aus dem halbjährlich mit Unterstützung von Credit Suisse durchgeführten Institutional Survey. An der letzten, per Internet durchgeführten Befragung beteiligten sich 164 Pensionskassen und Sammeleinrichtungen mit zusammengerechnet 187 Mrd. Fr. Vermögen. - Gemäss Lusenti ist die auf Milizstrukturen aufgebaute berufliche Vorsorge in der Schweiz im Grossen und Ganzen zweckdienlich organisiert. Dennoch deuteten Fehlleistungen einzelner Kassen an, dass eine Professionalisierung der Führungsgremien angesichts der zunehmenden Komplexität von Geldanlagen und Leistungsverpflichtungen dringend angezeigt sei. Er plädiert für eine Entlohnung, die sich klarer an der gestiegenen Verantwortung (und der persönlichen Verantwortlichkeit) der Stiftungsräte orientiert und das Amt aufwertet. Zu überlegen sei gar, finanzielle Anreize in Aussicht zu stellen für besonders gute Resultate in der finanziellen und der operativen Führung der Kasse. - In der neuesten Auswertung des Institutional Survey finden sich weitere überraschende Erkenntnisse. Viele der 164 befragten Institutionen haben Subkommissionen des Stiftungsrats gebildet, etwa für die Fragestellungen der Vermögensverwaltung, der Immobilienbewirtschaftung und der Vorsorgeleistungen (vgl. Grafik). In rund einem Drittel der Fälle werden externe Fachleute in diese Subkommissionen berufen, was das Ausmass des Einflusses so genannter Experten auf die Pensionskassengremien offenlegt. - Zumeist entscheidet der Gesamtrat der Pensionskasse über die Auswahl der Anlagekategorien, deren strategische Quote und die zulässige Bandbreite. Sieben von zehn Pensionskassen überlassen die taktische Umsetzung der Vermögensaufteilung jedoch mandatierten Dritten wie Banken und anderen Finanzdienstleistern. Nur 29% der Vorsorgeinstitutionen erledigen die Vermögensverwaltung selbst, indem sie eigene Portfoliomanager beschäftigen – wie die Kassen von Rieter und Siemens.TH