Strassenfahrzeuge im Offroad-Look werden immer beliebter Leichtathlet in Wanderschuhen
Italienische Autos glänzen oft durch ihr schönes Äusseres.
Italienische Autos glänzen oft durch ihr schönes Äusseres. Musikalische Namen bekannter Designer wie Giugiaro, Fiorvanti oder Pininfarina lassen das Herz eines Autokenners höher schlagen. Auch Alfa Romeo, die erfolgreichste Marke des Fiat-Konzerns, ist dafür bekannt, die Automobilwelt immer wieder mit wohlgeformten Schmuckstücken zu begeistern. Der von uns gefahrene Alfa Romeo Crosswagon Q4 wurde im Centro Stile Arese entworfen – und wird dem erwähnten Ruf des italienischen Autobauers nicht ganz gerecht. - Der Crosswagon ist letztlich ein Alfa 156 Sportwagon (Kombi) mit geringfügig höher gelegter Karosserie und Allradantrieb. Durch die grössere Bodenfreiheit wirkt er etwas pummelig und gedrängt, die dynamische Linienführung des 156 verliert – wegen der Stahlschutzverkleidungen an Front und Heck sowie unter den Türen – an Schwung. Dennoch wird der Crosswagon dank des markentypischen Gesichts und vor allem des schönen Hecks die Alfaisti begeistern. - Im Innenraum lässt nichts darauf schliessen, dass der Crosswagon ein Mittelding zwischen Kombi und Geländewagen darstellen soll: Behagliche Limousinenatmosphäre, Ton in Ton gehaltene Farben, edles Leder (für Sitze und Armaturenbrett: 8800 Fr.) wohin man sieht – lediglich die (unnötige) digitale Kompassanzeige im Innenspiegel sorgt für einen Hauch von Offroad-Feeling. Die Verarbeitungsqualität sowie die Haptik der verbauten Materialien sind tadellos. - Das Raumangebot ist auf allen Plätzen grosszügig, das Ladevolumen im Kofferraum ist Kombidurchschnitt. Das Cockpit ist übersichtlich, sportliche Rundinstrumente sowie ein über der Mittelkonsole plaziertes Display geben die wichtigsten Informationen an den Fahrer weiter. Einige Details haben unsere Nerven jedoch auf die Probe gestellt: Das optionale Navigationsradio (1560 Fr.) kommt ohne grosses Farbdisplay aus und zeigt anhand von Piktogrammen die Fahrtrichtung an; leider hat es uns während der zwei Wochen Testbetrieb oft in die Irre geführt oder zumindest einen Umweg in die Route eingeplant. Für 1120 Fr. Aufpreis gibt’s Xenonlicht; durch die erhöhte Position des Crosswagon blenden jedoch die Scheinwerfer auch in der tiefst möglichen Einstellung entgegenkommende Fahrer, die dies oft mit erzürntem Lichthupen monierten. - Der Tempomat – gedacht, um den Fahrer zu entlasten – ist mühsam in der Handhabung: Der Bedienungshebel ist zu tief angebracht, die kleinen Knöpfe zu betätigen erfordert Geschick und Übung. Und schliesslich nervte das laute Piepsen während des Ver- und Entriegelns der Türschlösser per Fernbedienung nicht nur den Testfahrer, sondern auch dessen gesamte Nachbarschaft. Erfreulich ist dafür der hervorragende Klang des optionalen Bose-Soundsystems für die Audioanlage (1120 Fr.). - Am Motor des Alfa gibt es nichts auszusetzen: Der 1,9-l-Common-Rail-Diesel macht einen guten Job. Sein kerniger Ton passt gut zum rauhen Erscheinungsbild des Crosswagon, die Leistung von 110 kW/150 PS reicht aus, um in jeder Situation genügend Kraftreserven zu haben. Nach einer dieseltypischen Anfahrschwäche zieht der hochbockige Italiener flott ab, das maximale Drehmoment von 305 Nm bei bereits 2000/min sorgt für eine gute Beschleunigung. Die Kraft wird über ein manuelles Sechsgang- und ein Verteilgetriebe auf alle vier Räder geleitet. - Der durchschnittliche Verbrauch von 7,5 l/100 km ist ein weiterer Pluspunkt für den Pseudo-Offroader, der, abgesehen vom Allradantrieb, einem selbst sperrenden Mitteldifferenzial und den Schutzverkleidungen, keine besondere Technik fürs Gelände mitbringt. So ausgestattet, bietet der Alfa eine höhere Sicherheit auf Schnee, Dreck oder schlechten Strassen – fürs grobe Gelände ist er jedoch nicht geeignet. - Die Federung ist komfortabel und nicht zu weich abgestimmt, trotz der überdurchschnittlichen Bodenfreiheit verhält sich der Alfa in schnell gefahrenen Kurven – trotz Winterbereifung an unserem Testfahrzeug – erstaunlich gutmütig; leichtes Untersteuern oder Wankbewegungen bei Lastwechseln korrigiert das serienmässig Stabilitätsprogramm VDC (Vehicle Dynamic Control) selbständig. - Der Alfa Romeo Crosswagon Q4 ist ein aus der Reihe tanzendes Gefährt für Leute, denen ein Kombi zu banal und ein SUV doch eine Nummer zu gross ist. Gut ausgestattet und ausreichend motorisiert sowie mit viel Platz für Passagiere und Gepäck, ist er für junge Familien prädestiniert. Die Basisversion kostet 47000 Fr. Unser Testwagen, ausgestattet mit den erwähnten Optionen, ist für 62440 Fr. zu haben. Für weitere Sonderausstattungen wie ein elektrisches Schiebedach (1340 Fr.) oder Perllackierung (2600 Fr.) erhöht sich der Kaufpreis zusätzlich. Alfa Romeo gewährt zwei Jahre Vollgarantie auf Teile und Arbeit bei unbeschränkter Kilometerzahl.DS