Europas Banken wanken. Wieder einmal. Aktuell sind es die italienischen Finanzinstitute: Sie ächzen unter der Last ihrer faulen Kredite, die Solvenz einiger Branchengrössen ist gefährdet. Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi versucht, die heimischen Banken mit staatlichen Mitteln zu rekapitalisieren, ohne potenziell Hunderttausende von Kleinsparern – seine Wähler – zur Kasse zu bitten.
Wieder befürchten die Finanzmärkte eine Ansteckung des gesamten europäischen Bankensystems. Wieder wettern Politiker und Zeitungskommentatoren von Brüssel bis Berlin über den Sündenfall, Banken mit Steuergeldern zu retten.
In der Tat: Renzi hat das morsche Finanzsystem im eigenen Land viel zu lange ignoriert. Trotzdem greift es zu kurz, das aktuelle Beben einzig mit Nachlässigkeit in Rom zu erklären. Das Problem ist grösser.
Europas Bankensystem ist seit Jahren unterkapitalisiert. Mit wenigen Ausnahmen – etwa in Skandinavien – haben es die Regierungen und die Institute verpasst, ihre Bilanzen proaktiv zu stärken. Momentan mag Italien im Fokus stehen, doch die Ansteckungsängste an den Finanzmärkten kursieren stets sofort um die Deutsche Bank und die französischen Kolosse.
In den USA haben Regierung und Notenbank im Frühsommer 2009 die heimischen Grossbanken gezwungen, ihre Kapitaldecke zu stärken. Seither ist das Systemrisiko im dortigen Sektor deutlich gesunken. In Europa dagegen haben die Regierungen – ja, besonderes auch Berlin unter Kanzlerin Angela Merkel – sieben Jahre lang laviert. Sie haben sich der Illusion von zahmen «Stresstests» hingegeben und die Manager ihrer Banken gewähren lassen. Mit dem Resultat, dass in Europas Bankenlandschaft heute noch eine riesige Kapitallücke klafft und jede regionale Erschütterung zu einem Systemrisiko wird.
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Systemgefahr
Es geht nicht bloss um Italien. Das europäische Bankensystem ist seit Jahren chronisch unterkapitalisiert, kommentiert FuW-Chefredaktor Mark Dittli.