Technische Analyse in der Praxis
Von Anfang August bis Ende September hat der SMIM seine gesamte Extraperformance gegenüber dem SMI verloren.
Von Anfang August bis Ende September hat der SMIM seine gesamte Extraperformance gegenüber dem SMI verloren. Noch während der ersten Augustwoche hätten die Fakten jede Analyse, die einen Paradigmawechsel in den mittleren Werten ankündigte, Lügen gestraft. Der SMIM hatte zehn Monate Outperformance hinter sich und diese im Juli noch verstärkt, nur um der Analyse acht Wochen später in sämtlichen Punkten Recht zu geben. - Im Chart haben wir die Ansätze einer grossen, breiten Kopf-Schulter-Formation markiert. Im Bilderbuch brechen die Kurse nach KS-Formationen jeweils nach unten weg, etwas seltener geschieht dies auch in der Realität. Kopf-Schulter-Strukturen wirken oft als Drohfinger. Sie werden erkannt, fliessen in die Wahrnehmung ein und funktionieren dann nicht mehr. In einigen Monaten zeigt sich, ob das bei der SMIM-Kopf-Schulter ebenfalls der Fall ist. Schon heute wissen wir, dass unter den Aktienindizes auffallend viele solcher Strukturen zu finden sind. Nicht alle sind gleich proportioniert, denn die wenigsten davon setzen ihren Schwerpunkt auch auf SGS, Givaudan und Logitech. - Wir würden den SMIM heute leicht übergewichten, dies aber nicht mit Blick auf mehr als zwei Monate. Die Börsen haben heute einen sehr hohen Reifegrad. Die expansiv gewordenen Schwankungen, die negativen Divergenzen zwischen Momentum- und Preisverlauf in vielen Wochen-, Monats und sogar Quartals-Charts sprechen soweit eine recht deutliche Sprache. Die Häufung von Kopf-Schulter-Strukturen rundet dieses Bild lediglich ab, ist aber für uns nicht der Entscheidungsträger. - Am 21./22. November haben SMI und SMIM markante Tiefpunkte erreicht. Danach haben sich die Kurse rasch um 8,5% erholt. Entweder befindet sich die Börse in einem späteren Teil der Transitionsphase und wird dementsprechend in den nächsten Monaten ihr akzeleratives Verhalten noch ausweiten. Der SMIM vermag da, besonders solange der mittelfristige Trend nach oben zeigt, einen Extrabonus zu generieren. Es gibt allerdings keine Hinweise darauf, dass sich ein längeres Engagement auszeichnen könnte. Dies umso weniger, als dass sich das Geschehen am Ende eines Aufwärtstrends vor allem auf die Blue Chips konzentriert und die Marktbreite nur noch gering ist. - Die Telecomwerte an Europas Börsen zeigen sich seit Frühling sehr stark. In den Charts von Telefónica, Deutsche Telekom & Co. haben die Rückschläge von August und November kaum Spuren hinterlassen. Swisscom hinkt dem Branchenindex hinterher, Kaufanreize waren eher rar, was sich nun aber zu ändern scheint. Aus dem Novembertief hat sich Swisscom mit positiven Divergenzen im Tages- als auch im Wochenchart erhoben. Auch die Investorenpräferenzen scheinen sich zu ändern, wie der Verlauf der relativen Stärke zeigt. Swisscom ist vor einem eigentlichen, breit und gut abgestützten Kaufimpuls noch ein Stück entfernt. Allerdings, und das ist das Herausragende, gibt es in diesen Monaten nur wenige solcher tendenziell weitreichend positiven Entwicklungen an den Aktienmärkten zu beobachten. Roland Vogt www.invest.ch