Technische Analyse in der Praxis
Die Aktien des Touristikunternehmens Kuoni stehen bei 630 Fr.
Die Aktien des Touristikunternehmens Kuoni stehen bei 630 Fr. vor einer starken Widerstandslinie. Kann der in den vergangenen drei Monaten aufgekommene Schwung helfen, diese zu überwinden - Widerstände entstehen, wenn auf einem bestimmten Preisniveau besonders viele Transaktionen stattfanden und danach der Kurs gefallen war. Wird diese Preiszone erneut erreicht, können die Investoren wieder ohne Verlust verkaufen, was dazu führt, dass sich das Angebot temporär erhöht. Die Kurse stagnieren deshalb oft oder fallen sogar zurück, nachdem sie Widerstände erreicht haben. - Der grössere praktische Nutzen von Widerständen liegt wahrscheinlich darin, dass sie polarisieren. Wer den nahen Widerstand sieht, muss sich entscheiden, auf welche Seite er sich schlagen will. Indikatoren zeigen an, wie sich der Konsens entwickelt, um dann taktische Beschlüsse zu ziehen. Für Kuoni gilt, dass der Widerstand um 630 Fr. offensichtlich von sehr vielen Investoren beachtet wird. Der Kurs hat präzise abgedreht und die Momentumwerte entwickeln sich negativ. Offensichtlich ist die Neigung gross, kurzfristige Gewinne zu sichern und keine weiteren Risiken einzugehen. - Über die vergangenen vier Wochen sind keine Umkehrmuster zu erkennen. Diese wären zu erwarten, wenn Kuoni dauerhaft vor dem Widerstand kapitulieren müssten. Das einzige negative Muster ist der seit Anfang Februar ausgebildete Aufwärtstrendkanal. Einmal durchbrochen, könnte er die Kurse nochmals auf 530/540 Fr. drücken. Eine Chance wäre, dass Kuoni einige Wochen zwischen 570 und 620 Fr. konsolidieren, dann aber den Widerstand nach oben durchbrechen. In diesem Fall erwarten wir, dass die Kurse sehr schnell anziehen würden. Die vorhergehende Polarisation führt ja dazu, dass eine grössere Anzahl von Marktteilnehmern ihre Haltung revidieren muss. Kuoni würden wir daher mit Limiten nach oben kaufen und nicht kurzfristig noch höheren Kursen nachrennen. Kann der Titel nicht auf Wunschniveau gekauft werden, dann gibt es auch noch andere Chancen, oder es gilt eine andere Taktik zu finden, um mit der Situation umzugehen. Die technische Analyse kann nicht jede Frage beantworten, aber helfen, die leichteren davon auszusortieren. - Eine Konstellation, welche kurzfristig nicht gleichviel Bewegungspotenzial bietet, mittelfristig aber umso prägnanter ist, sehen wir in Nokia. Die Aktien des Mobiltelefonherstellers haben in den vergangenen drei Monaten einen Markträumungsprozess durchlaufen. In den institutionellen Portfolios wurde dadurch Anwendungspotenzial geschaffen. Die positiven Divergenzen zwischen Preis- und Momentumverlauf (Markierungen) zeigen, dass der Verkaufsdruck nachlässt. Es ist zwar einzukalkulieren, dass Nokia während der nächsten Wochen das Apriltief von 18 Euro nochmals leicht unterbieten könnten, vor allem im Zusammenhang mit einer möglicherweise noch unfertigen Bodenbildung. Auf mittlere Sicht erwarten wir aber ein Ausscheren aus dem seit Oktober gültigen Abwärtstrendkanal (Flag) in den Bereich von bis zu 25 Euro. Roland Vogt - www.invest.ch