Technologietitel erleiden Einbussen – Lufthansa legen kaum erklärbar zu RWE wird vom Entlein zum Schwan
Frankfurt startete überaus gemächlich in die neue Woche.
Frankfurt startete überaus gemächlich in die neue Woche. Sowohl London als auch New York waren am Montag geschlossen, während es hier so zuging, wie wir uns den Börsenhandel in Bukarest vorstellen: Der Dax dümpelte fast umsatzlos und rührte sich kaum. Es zeigte sich jedoch bald, dass die Interesselosigkeit keinen Nachfragestau verbarg, sondern einen Verkaufsschub, sodass der Dax um 1,4% auf 6134,82 zurückfiel. Hinter der Konjunkturentwicklung in Deutschland und in den USA stehen nach wie vor Fragezeichen. Anleger sind offensichtlich der Meinung, dass Vorsicht der edlere Teil des Mutes sei. - Zu den wenigen Gewinnern zählten Münchener Rück, die sich um 2,7% auf 318.50 Euro befestigten. Deutschlands zweitgrösste Versicherungsgruppe steigerte im abgeschlossenen Geschäftsjahr und im ersten Quartal die Prämieneinnahmen und den Gewinn mehr als erwartet (vgl. Seite 42). Auch die Aktien der näher an den Versicherer heranrückenden Hypovereinsbank legten leicht auf 55.64 Euro (+0,2%) zu. Allianz wurden ebenfalls heraufgesetzt, und zwar um 0,3% auf 320.29 Euro. Am Donnerstag wird das endgültige Übernahmeangebot für die Dresdner Bank vorgelegt, man rechnet mit günstigen Impulsen, wenn die Katze erst einmal aus dem Sack ist. Den Versicherern wird weiterhin eine gute Performance zugetraut, weil sie erstens von der privaten Rentenvorsorge profitieren müssten und zweitens in diesem Jahr überproportional zurückgestuft wurden. - Die besten Aktien im Dax waren RWE mit einer Steigerung um 4,5% auf 44.48 Euro. Der Versorger hatte Quartalszahlen vorgelegt, die zusammen mit den Prognosen für das Gesamtjahr einen Gewinnzuwachs von 35% erwarten lassen. RWE, sonst ein Börsenlangweiler, glänzten auch mit überdurchschnittlichen Umsätzen. - Die Chemiewerte bewegen sich schon seit geraumer Zeit nahezu im Gleichschritt mit den wechselnden US-Konjunkturprognosen. Besonders BASF (–1,5% auf 47.24 Euro) sind davon betroffen, doch auch Bayer gaben 1,6% auf 45.99 Euro nach. Dagegen verbesserten sich Degussa um 1,8% auf 33.59 Euro; sie fanden Eingang in ein Musterportefolio von Lehman Brothers. - Die Verlierer des Wochenbeginns rekrutierten sich aus dem Technologiesektor. Vor den Aktionären sagte der Vorstand der Deutschen Telekom, Ron Sommer, er sei vom Verlauf des Aktienkurses enttäuscht, lieferte aber keine Anhaltspunkte dafür, weshalb sich der Kurs alsbald erhöhen sollte. Die Telekom-Aktien gaben 5% auf 25.34 Euro nach. Der Mangel an neuen Nachrichten brachte auch die anderen Technologiewerte unter Druck. Über ihnen hingen die unsicheren Erwartungen und Einschätzungen der jeweiligen Branchenentwicklung. Infineon notierten mit 41.10 Euro (–4,6%), Epcos mit 75.20 Euro (–2,3%) und SAP mit 172.90 Euro (–3,7%). - Obwohl durchaus nicht neu, richtete sich das Augenmerk der Anleger im Fall von Daimler-Chrysler auf das schwierige LKW-Geschäft in den USA, das bis zuletzt freilich fast so gute Margen erwirtschaftete wie die überaus profitable Mercedes- Sparte. Daimler-Chrysler wurden um 3% auf 54.38 Euro zurückgenommen. Auch VW (–0,7% auf 59.32 Euro) und BMW (–2,8% auf 39.02 Euro) wurden zurückgesetzt. Lufthansa legten 4,5% auf 22.70 Euro zu, obwohl die absehbare Schlichtung die Kosten erheblich belasten dürfte und auch andernorts Begehrlichkeiten geweckt wurden. - Im Obligationenhandel kam der Renditeanstieg zum Stillstand, und besonders am kurzen Ende des Marktes konnten sich die Festverzinslichen verbessern. Die durchschnittliche Umlaufrendite gab um 3 Stellen auf 5,05% nach, die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel um einen Basispunkt auf 5,16%.GB