Telecomausrüster erzielt versprochene Devestitionserlöse – Aktien bleiben riskant
Der britische Telecomausrüster Marconi bemüht sich um einen versöhnlichen Jahresausklang.
Der britische Telecomausrüster Marconi bemüht sich um einen versöhnlichen Jahresausklang. Am Donnerstag kaufte das Unternehmen im Markt eigene Obligationen für geschätzte 100 Mio.$ zurück. Die Käufe waren eine Geste an die verunsicherten Obligationäre, die befürchten müssen, in der Restrukturierung der wackligen Kapitalbasis von Marconi schlechter als die Banken behandelt zu werden. Marconi verhandelt gegenwärtig mit einem Konsortium von 31 Banken über die Verlängerung von Kreditfazilitäten, die im März 2003 auslaufen. Gleichzeitig sind Gespräche mit Vertretern der Obligationäre aufgenommen worden. - Gerade noch rechtzeitig vor den Festtagen ist es Marconi auch gelungen, Käufer für das nicht mehr zum Kerngeschäft passende Benzinpumpengeschäft und die 50%-Beteiligung am britischen Haushaltgerätelieferanten General Domestic Appliances (GDA) zu finden. Das Benzinpumpengeschäft, das im vergangenen Geschäftsjahr (per Ende März) mit einem Umsatz von 183 Mio.£ einen operativen Gewinn von 5 Mio.£ erzielte, wurde für t 225 Mio.£ an den US-Konkurrenten Danaher veräussert. Die 50-Prozent%-Beteiligung an GDA, die den Kundendienst für die neu lancierten Monotub-Waschmaschinen besorgt (vgl. FuW Nr. 90 vom 17. November), geht an den italienischen Haushaltgerätehersteller Merloni. Als Kaufpreis wurde ein Barbetrag von 121 Mio.£ vereinbart. Marconi hat ausserdem Anspruch auf Dividenzahlungen in Höhe von 23 Mio.£, die sich aus der Hälfte der diesjährigen Jahresdividende sowie einer Sonderdividende aus dem früheren Verkauf einer GDA-Tochter zusammensetzen. Merloni wird sich das Aktionariat von GDA mit dem amerikanischen Industriekonglomerat General Electric teilen, das wie bisher 50% der Titel hält. - Dank der beiden jüngsten Devestitionen erhöhen sich die seit dem vergangenen September erzielten Veräusserungsgewinne auf 531 Mio.£. Der ebenfalls seit September amtierende neue Chief Executive Officer Mike Parton hat damit sein Ziel, bis Ende März 500 Mio.£ zu lösen, bereits erreicht. Weil die Devestitionserlöse vor allem zur Schuldentilgung eingesetzt werden, sollte sich im gleichen Zeitraum auch die Nettoverschuldung wie geplant auf 2,7 bis 3,2 Mrd.£ verringern. - Die Marconi-Aktien setzten am Freitag ihren jüngsten Erholungstrend mit einem Kursgewinn von 14% auf 38,25 p fort. Engagements in den Titeln, die Anfang Jahr noch mehr als 700 p wert gewesen waren, bleiben indes riskant. Der Telecomausrüster fühlt sich wegen der nach wie vor gedrückten Nachfrage nach seinen Produkten nicht in der Lage, Prognosen für das nächste Geschäftsjahr abzugeben. Bis sich die Telecommärkte erholen, dürfte Marconi auch nicht zu einem Übernahmekandidaten werden. Die Briten haben zwar eine Reihe von finanziell potenteren Konkurrenten wie Cisco Systems, doch sind diese im Moment mit sich selbst beschäftigt.DF