Telefonstangen
Wachstum: Der weltweite Markt für Telefonstangen, Licht- und Strommasten scheint kaum ein spannendes Feld mit grossem Potenzial zu sein.
Wachstum: Der weltweite Markt für Telefonstangen, Licht- und Strommasten scheint kaum ein spannendes Feld mit grossem Potenzial zu sein. Das ändert sich schlagartig, wenn man ein Produkt hat, das günstiger, leichter und stabiler ist sowie eine viermal höhere Lebenserwartung hat als die bisher verwendeten Stangen und Masten. Das kanadische Unternehmen Resin Systems (Börse Toronto RS, 1.10 kan.$ am Montag) nimmt für sich in Anspruch, ein solches Material gefunden zu haben. - Die Kanadier wollen den Verbundwerkstoff Fiberglas mit der Verwendung eines neuen patentierten Kunstharzes revolutioniert haben. Greg Pendura, Chief Executive Officer (CEO) von Resin Systems, hält im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft» fest, dass sein Unternehmen nicht nur den Werkstoff, sondern auch die Produktion verbessert und patentiert hat. «Im Gegensatz zu den bisher gebräuchlichen Polyester-basierten Kunststoffen fallen bei uns weder in der Produktion noch in der Entsorgung irgendwelche Emissionen an», sagt Pendura. - Im Mastenbereich werden jährlich 20 Mrd.$ umgesetzt. Vor allem in Entwicklungsländern besteht ein riesiger Bedarf – allein China soll 200 Mio. neue Masten brauchen, mehr, als in Nordamerika insgesamt im Einsatz sind. Städte und Staaten sind zudem meist verschuldet und ziehen die kostengünstigste Lösung vor. In Nordamerika werden zudem künftig vermehrt die Besitzer von Masten für Unfallfolgen verantwortlich gemacht. Da die Resin-Produkte im Vergleich zu Holz- und Stahlprodukten weicher sind, nicht brechen und nicht splittern, sind die Unfallfolgen meist geringfügig. Zudem muss der Teil, der in der Erde versenkt wird, weder gegen Rost noch gegen Verwesung behandelt werden. - Resin sieht noch zahlreiche weitere Anwendungen für den Kunststoff. So sei das Auskleiden von veralteten Trinkwassersystemen mit dem neuen Kunststoff viel günstiger als das Verlegen neuer Leitungen. Das Problem sei in vielen Städten akut, so Pendura. Mexiko City verliere den grössten Teil des raren Trinkwassers durch defekte Röhren. Weil Resin Systems von Kanadiern geführt wird, ist die Verbesserung des Hockeyschlägers eine der ersten Produktentwicklungen, die die Gesellschaft auch ins Auge fasst. Den angefressenen Hockeyfans ist aufgefallen, wie viele «Sticks» im ruppigen kanadischen Spiel jeweils zu Bruch gehen. - Die ersten Bestellungen für die Strommasten des kanadischen Unternehmens sind ermutigend. Doch bisher hat es einen kleinen Umsatz (2003: 312000 kan.$) und grosse Verluste (3,9 Mio.$) erwirtschaftet. Trotzdem ist es kaum verschuldet. Eine Kapitalaufnahme im Frühling ist nach Angaben des Chief Executive Officer auf grosses Interesse gestossen. Das Management, das 30% der Aktien hält, sieht keine Grenzen für die Anwendung des neuen Kunststoffs. Bereits im vierten Quartal des laufenden Jahres soll die Gewinnschwelle erreicht werden. Mit dem US-Konzern Dow Chemical wurde ein Kooperationsvertrag abgeschlossen. Auf die Frage, was die grösste Gefahr für Resin Systems darstelle, antwortet CEO Greg Pendura: «Dass wir das rasante Wachstum nicht verkraften können.» - Um unter US-Anlegern mehr Aufmerksamkeit zu erreichen, strebt Resin eine Kotierung an der Amex an. Bisher werden die Titel im ausserbörslichen Nasdaq-Handel (Kürzel: RSSYF) gehandelt. Das Geschäftsmodell ist viel versprechend. Umgesetzt ist jedoch erst ein kleiner Teil. Die Aktien von Resin, die lediglich eine Marktkapitalisierung von 32 Mio. kan. $ aufweist, sind hoch spekulativ. Darum sollten sich nur Anleger engagieren, die auch einen Totalverlust verkraften können.WG