Time-Warner-Entertainment-Beteiligung an die Börse?
Die amerikanische Telekommunikationsgesellschaft AT&T kämpft weiterhin mit Problemen.
Die amerikanische Telekommunikationsgesellschaft AT&T kämpft weiterhin mit Problemen. Das Traditionsunternehmen, das im vergangenen Oktober über die für den Zeitraum bis 2002 geplante Aufteilung des Konzerns in vier unabhängige Gesellschaften (AT&T- Wireless, -Broadband, -Business und -Consumer) orientierte, versucht, sich finanziell wieder fit zu trimmen (vgl. FuW Nr.10 vom 7. Februar). Die Akquisitionen von Kabelfernsehgesellschaften für rund 100 Mrd.$ haben in der Konzernbilanz deutliche Spuren hinterlassen. - Das jüngste Unterfangen von Ma Bell, durch den Verkauf einer Beteiligung von 25,5% an Time Warner Entertainment die leeren Kassen wieder einigermassen zu füllen, erweist sich als schwieriger als erwartet. Das Angebot des möglichen Käufers, AOL Time Warner, welches gemäss Finanzanalysten zwischen 9 und 10 Mrd.$ liegen soll, weist AT&T entschieden zurück. Zudem gibt sich der Telecomriese auch mit den an den möglichen Kauf geknüpften Vereinbarungen, die vor allem das Kabelfernsehen und den Internet- Zugang betreffen, nicht zufrieden. Damit drohen die sich schon über mehrere Monate hinziehenden Gespräche der beiden Unternehmen zu scheitern. AOL Time Warner besitzt bereits 74,5% an Time Warner Entertainment, zu der die Kabelfernsehsparte, die Warner Bros. Filmstudios und das TV-Netzwerk Home Box Office (HBO) gehören. - Als Ass im Ärmel von AT&T könnte jedoch das Recht des Telecomunternehmens dienen, die an Time Warner Entertainment gehaltene Beteiligung an die Börse zu bringen. Diese Option gilt innerhalb einer 60-tägigen Periode, die alle 18 Monate in Kraft tritt – diesen Mittwoch indes wieder für anderthalb Jahre ausläuft. Im Fall einer Aktienerstemission (IPO) wäre die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Wert des Aktienpakets höher als der von AOL Time Warner offerierte Preis veranschlagt wird. Branchenkenner sehen jedoch das IPO-Szenario als wenig wahrscheinlich an, weil neben AOL Time Warner auch AT&T aus steuerlicher Perspektive mit Nachteilen zu kämpfen hätte. Ausserdem ist Ma Bell von der Federal Communications Commission (FCC) dazu angehalten worden, die Beteiligung aus wettbewerbspolitischen Gründen bis spätestens Mai zu veräussern. Der Telecomkonzern hat nämlich mit der Übernahme von MediaOne Group im Kabelbereich den zulässigen Marktanteil von 30% überschritten. Eine andere Möglichkeit wäre aber auch, die Fernsehgesellschaft Liberty Media abzustossen. - Der Chief Executive Officer von AT&T, Michael Armstrong, will den Fremdfinanzierungsgrad von bisher rund 80% senken. Das Management prüft alternative Devestitionsmöglichkeiten, um die ausstehenden Verpflichtungen um 30% auf 46 Mrd.$ zu reduzieren. Am Dienstag machte der Telecomriese einen ersten Schritt in diese Richtung. So verkaufte Ma Bell der britischen Vodafone Group die 10%-Beteiligung an Japan Telecom und den Kabelnetzwerkbereich an Mediacom Communications. Damit löst AT&T insgesamt 3,6 Mrd.$, die sie für die Rückzahlung von Schulden verwenden wird. - Die AT&T-Aktien – nur noch halb so viel wert wie vor einem Jahr – avancierten am Montag in New York 4,3% auf 21.84$. Sie notierten damit rund 26% höher als Anfang Jahr. Für den risikofähigen Investor gehört die AT&T-Aktie mit einem KGV von 13 aus mittel- bis langfristiger Perspektive ins Aktienportefeuille.