Top im Notendruck, gut im Buchhandel – Umsatzsteigerung von 10% – Teure Titel
Das vergangene Jahr hatte für Orell Füssli ungewohnt harzig begonnen, doch das zweite Semester brachte alles wieder ins Lot.
Das vergangene Jahr hatte für Orell Füssli ungewohnt harzig begonnen, doch das zweite Semester brachte alles wieder ins Lot. Das Verlags- und Druckereiunternehmens erhöhte Umsatz und Gewinn um 12 respektive 9% und erreichte damit das Niveau der Erwartungen. Die Aktionäre sollen erneut statt Dividende eine steuerfreie Nennwertrückzahlung von 20 Fr. je Aktie erhalten. - Das Betriebsergebnis (Ebit) kletterte gar 20%. Die unterproportionale Zunahme des Gewinns ist im Wesentlichen auf höhere Steuerzahlungen zurückzuführen. In den Vorjahren war die Belastung tiefer, weil damals auf Grund des Übergangs zur Gegenwartsbesteuerung Rückstellungen aufgelöst wurden. - Grund für die Beschleunigung im Jahresverlauf war die anfänglich schlechte Auslastung des Bereichs Sicherheitsdruck. Rund drei Viertel der Wertschöpfung aus dem Druck von Banknoten erarbeitete das Unternehmen erst im zweiten Semester. Insgesamt produzierte Orell Füssli 300 Mio. Geldscheine, zwei Drittel davon für ausländische Notenbanken. - Ein mit Blick auf den Millenniumwechsel grösseres Auftragsvolumen der Schweizerischen Nationalbank verbesserte den Ertragsausweis der Gruppe (Ebit-Marge von 15%). Die Herstellung von Schweizer Geldnoten, für die acht Druckprozesse nötig sind, ist nach wie vor Orell Füsslis einträglichstes Geschäft. Drittstaaten verlangen häufig einfachere Verfahren mit meist nur drei Druck-Durchläufen. Grosse Hoffnungen setzt Verwaltungsratsdelegierter Klaus Oesch in den Markterfolg des eigenentwickelten Sicherheitsmerkmals Microperf, das in einem nächsten Schritt auch auf Schweizerfrankennoten mit kleinem Wert gedruckt werden soll. - Der Sparte Buchhandel – mit 42% wichtigster Umsatzträger – gelang es nicht, an den Vorjahreserfolg anzuknüpfen. Kosten für Ausbauprojekte und Ladenneueröffnungen belasteten das Ergebnis. Der Verkauf von Büchern über das Internet hat 1999 kontinuierlich zugenommen. Im Dezember wurden auf diesem Kanal knapp 10% des gesamten Bücherumsatzes erzielt. Oesch schätzt ein grosses Potenzial für Zusatzverkäufe besonders an Kunden aus Agglomerationsgebieten. Der virtuelle Buchhandel sei hart umkämpft. Neben mehreren kleineren Wettbewerbern ist seit September auch Bol (Bertelsmann Online) in der Schweiz aktiv. Trotz hohen Werbekosten schreibt der Internet-Buchhandel gemäss Oesch keine roten Zahlen. - Für das laufende Jahr rechnet die Geschäftsleitung in der Sparte Sicherheitsdruck mit einem ausgeglicheneren Auftragsverlauf. Der Gruppenumsatz soll 10% steigen. «Finanz und Wirtschaft» prognostiziert einen Überschuss von 17 Mio. Fr. respektive 87 (80) Fr. je Namenaktie. - Orell Füssli gehören zu den soliden Ergänzungswerten mit einer stabilen Ertragsentwicklung. Im vergangenen Jahr sind die Valoren im Gefolge des Zustiegs der Finanzgruppe CommCept (inkl. Beteiligungsgesellschaft CommCept Trust) auf ein unverhältnismässig hohes Bewertungsniveau katapultiert worden. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 54 sind die Titel für Neueinsteiger zu teuer.