UBS-Hammer wirkt befreiend – Übernahmespekulation um BASF Auch Frankfurt atmet auf
An der Börse in Frankfurt waren zu Wochenbeginn einmal mehr starke Nerven gefragt.
An der Börse in Frankfurt waren zu Wochenbeginn einmal mehr starke Nerven gefragt. Der Montagshandel war unruhig, der Markt tendierte leicht schwächer. Am Dienstag stellte sich nach dem UBS-Hammer eine allgemeine Erleichterung mit entsprechenden Kursgewinnen ein. Von der Teuerungsfront im EU-Raum gab es schlechte Nachrichten, aber der ISM-Einkaufsmanagerindex in den USA fiel besser aus als angenommen. Alles in allem zog der Dax zum Schlussstand vom Freitag 2,2% auf 6720,3 an. - Hauptgesprächsthema waren einmal mehr die Banken. Am Montag tendierten die Titel des Segments wegen eines Gerüchts über weitere Abschreibungen der UBS allgemein schwächer. Als sich die Befürchtung tags darauf bewahrheitete, setzte jedoch eine Kurserholung ein – offenbar unter dem Eindruck, nun das Schlimmste überstanden zu haben. Händler verweisen auch darauf, dass es der UBS gelang, ihre Risikopositionen in den vergangenen Wochen deutlich abzubauen (zur UBS vgl. Seiten 2 und 19). Der Kursanstieg der Aktien soll gemäss Stimmen auf dem Parkett allerdings auch auf Deckungskäufe zurückzuführen sein, die nötig wurden, nachdem einige Investoren auf weiter fallende Kurse gesetzt hatten. - Die Deutsche Bank (Aktien seit Wochenbeginn +2,9% auf 74.48 Euro) nutzte den Rummel rund um die Schweizer Grossbank, um selbst eine Wertberichtigung in der Grössenordnung von 2,5 Mrd. Euro bekannt zu geben (vgl. Text links). Dem Kurs schadete das nicht: Die Aktien zogen am Dienstag 3,9% an. Noch mehr als Deutsche Bank befestigten sich Hypo Real Estate (+8,4% auf 17.87 Euro) und Commerzbank (+5,8% auf 21.29 Euro). Deutsche Postbank (+0,5% auf 60.89 Euro) blieben dagegen hinter dem Gesamtmarkt zurück. Das Institut rechnet ebenfalls mit weiteren Abschreibungen. - Eine kräftige Avance verzeichnete Infineon (+10,7% auf 4.87 Euro). Die Aktien profitierten von der Aussicht auf eine Erholung der Preise für Dram-Speicherchips. Eine solche würde vor allem der verlustträchtigen Tochter Qimonda zugute kommen. Einen Kursverlust gab es dagegen in den Aktien von Air Berlin und Heidelberger Druckmaschinen. Die zweitgrösste deutsche Airline hat mit ihrer Gewinnwarnung vom Montag weiteres Vertrauen verspielt. War bislang von einem Ebit 2008 zwischen 140 bis 160 Mio. Euro die Rede, sollen es nun noch 73 bis 120 Mio. Euro sein. So gaben die Titel zum Schlussstand vom Freitag 9,1% auf 7.36 Euro nach. Einzelne Wertschriftenhäuser nahmen ihr Kursziel erheblich zurück, die Dresdner Bank von 10.20 auf 5.80 Euro. Heidelberger Druckmaschinen (MDax; –7,8% auf 15.42 Euro) verloren am Dienstag 9,4%. Auch in dem Fall war eine Gewinnwarnung der Auslöser. - Gerüchte gab es zu MAN und BASF. MAN (+5% auf 88.27 Euro) wurde mit dem russischen Lastwagenbauer Kamaz in Verbindung gebracht, von dem angeblich ein Minderheitsanteil an einen Investor abgegeben werden soll. MAN dementierte ein Interesse, was aber ohne Kurseffekt blieb. Zu BASF (+2,7% auf 87.15 Euro) hiess es, der US-Branchennachbar Du Pont bereite ein Übernahmeangebot vor. Derlei Spekulationen haben sich allerdings schon mehrfach als haltlos herausgestellt, entsprechend lau fiel die Kursreaktion aus. Die Deutsche Post (+0,9% auf 19.66 Euro) hat für 1Mrd. Euro Immobilien an den US-Finanzinvestor Lone Star verkauft; ein Grossteil davon wird zurückgemietet. In der Verwendung der Mittel würden auch die Interessen der Aktionäre (Sonderdividende) berücksichtigt, hiess es vom Konzern. - Ein zuversichtlicher Ausblick liess die Anleger zu Klöckner & Co. (MDax; +6,7% auf 34.60 Euro) greifen, obwohl der Stahlhändler im vergangenen Jahr weniger verdient hatte (vgl. Seite 18). Auch die Aktien des Hamburger Hafenbetreibers HHLA (MDax; +8% auf 50 Euro) waren nach der hoffnungsvoll stimmenden Bilanzpressekonferenz vom Montag gesucht (vgl. Seite 41). - Am Obligationenmarkt erhöhte sich die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen seit Freitag leicht von 3,94 auf 3,97%.CB