USA und Weltwirtschaft dürften sich erfreulich entwickeln Mit einem steigenden Dollar rechnen
Der Dollar könnte sich entgegen den Erwartungen der meisten Marktteilnehmer aufwerten.
Der Dollar könnte sich entgegen den Erwartungen der meisten Marktteilnehmer aufwerten. Ein günstigeres Konjunkturumfeld in den USA sowie unterstützende Kapitalflüsse sind Gründe für dieses Szenario. Doch diese Möglichkeit scheint nicht unbedingt offensichtlich zu sein, und etliche Argumente mahnen nach wie vor zur Vorsicht. Namhafte Ökonomen sorgen sich um die US-Wirtschaft, zitieren die globalen Ungleichgewichte, die zur Schwäche neigenden Immobilienmärkte und das tiefere Produktivitätswachstum. Notenbanken ziehen eine breitere Diversifikation der Dollaranlagen in Erwägung. - Kurzum, die Stimmung ist ähnlich pessimistisch wie 1995, als der Dollar unter 1.10 Fr./$ handelte. Damals rechneten etliche Auguren damit, dass die US-Valuta zum Franken ein neues Tief erreichen könnte, womöglich gar unter Parität. Ein kräftigeres Wachstum in den USA und weltweit ist das Szenario, das die Finanzmärkte in den letzten Wochen einzupreisen begannen. In der Vergangenheit wurde das oft von einem steigenden Dollar begleitet. - In den vergangenen Wochen erregte eine steilere Zinskurve Aufsehen. Die tieferen Kurse der Anleihen führten aber nicht zu einem schwächeren Dollar. Beobachter weisen darauf hin, dass die aktuelle Schwäche am Bondmarkt mit steigender Risikoaversion einhergeht und deshalb der Dollar unterstützt bleibt. US-Investoren investierten in der Vergangenheit im Ausland – sollten sie risikoreichere Anlagen verkaufen, würde das die Heimwährung aufwerten. - Wir favorisieren eine alternative Erklärung und argumentieren, dass die steile Zinskurve auf eine steigende Wachstumserwartung zurückzuführen ist. Der schwächere Dollar stimuliert die US-Exporte, Europa wächst überdurchschnittlich schnell, und die Schwellenländer in Südamerika, Asien und Europa erfreuen sich einer steigenden Binnenachfrage. Das scheint zurzeit ein optimaler Mix zu sein, der uns aus der Phase eines sich abschwächenden globalen Wachstums in einen neuen Zyklus führen könnte. - Die Wiederbelebung der Wachstumserwartung ist es aber auch, die die Avancen in den Aktienmärkten etwas bremst. Denn die Aussicht auf höhere Zinsen beflügelt Aktienmärkte nicht. Diese schnitten in der Vergangenheit vor allem gut ab, wenn das Wachstum langsamer wurde. Mitte der Achtziger- und Mitte der Neunzigerjahre sowie Mitte dieses Jahrzehntes sind die Märkte deutlich gestiegen. Sollte die globale Wirtschaft 2008 eine Beschleunigung erfahren, wird entscheidend sein, ob das mit höherer Inflation verbunden ist. Das wäre Gift für Anleihen und Aktien. Letztere würden vermutlich weniger leiden. - In der Vergangenheit haben in einem solchen Umfeld der Yen, der australische sowie der kanadische Dollar an Wert zugelegt. Das Verhalten des Dollars war weniger abhängig von der Entwicklung der Finanzmärkte als vielmehr vom aktuellen Trend und der Erwartung des US-Wachstums. Der Dollar schwächte sich Mitte der Achtzigerjahre nach dem Louvre Accord ab, aber Mitte der Neunziger deutlich auf. - Eine Wiederbelebung der US-Wirtschaft – ein Szenario, das die Märkte in den vergangen Wochen zu antizipieren begannen – könnte diesmal sehr wohl zu einem festeren Dollar führen. Doch auch Kapitalflüsse könnten dem Dollar zuträglich sein. Wir analysieren den Aktienfluss, Unternehmenszusammenschlüsse, die sich jüngst zugunsten des Dollars entwickelten, und die Reserven der Zentralbanken. - Seit ein paar Wochen beobachten wir, dass steigende Aktienmärkte nicht mehr zu einem schwächeren Dollar führen; was in den Monaten zuvor der Fall gewesen war. Europäische Investoren begannen, in steigenden Märkten Kapital in ausländische Märkte zu transferieren. Asien und die USA gehörten zu den favorisierten Destinationen. Die Diversifikation der Notenbanken aus dem Dollar scheint ebenfalls etwas nachzulassen. Die Akkumulation russischer Reserven z.B. fiel seit Anfang Juni erstmals wesentlich unter den Durchschnitt der letzten Wochen. Sollten die Zentralbanken der Schwellenländer generell weniger Reserven akkumulieren, z.B. wegen stabiler oder gar sinkender Einnahmen aus Ölgeschäften, würde das eine fallende Nachfrage nach Dollar bewirken. - Zusammenfassend halten wir fest, dass der Markt auf eine Rally im Dollar nicht gefasst scheint. Die Stimmung zum Dollar ist negativ, und es gibt in der Tat Gründe, vorsichtig zu sein. Doch sollten sich das konstruktive globale und das gute US-Szenario fortsetzen, ist mit einem steigenden Dollar zu rechnen. - UBS Investment Bank, Benedikt Germanier