US-Problemtochter Intrav an First Choice verkauft
Der Reiseveranstalter Kuoni trennt sich von der US-Tochter Intrav.
Der Reiseveranstalter Kuoni trennt sich von der US-Tochter Intrav. Das Unternehmen wird für 82 Mio. Fr., abzüglich Schulden von 19 Mio. Fr. (netto 63 Mio. Fr.), an die britische First Choice veräussert. Kuoni hatte 1999 um 180 Mio. Fr. für die US-Gesellschaft bezahlt. Haupteinnahmequelle der Intrav waren teure Weltreisen mit dem Überschallflugzeug Concorde. Nach dem Absturz einer solchen Maschine in der Nähe von Paris brach ein wesentlicher Teil des Geschäfts weg. Die Terroranschläge vom 11.September 2001 belasteten das Unternehmen zusätzlich. Seither schreibt Intrav rote Zahlen. Im letzten Jahr waren das schätzungsweise 15 Mio. Fr. - Kuoni musste auf dem Intrav-Investment im Jahr 2001 eine Goodwillkorrektur von 76 Mio. Fr. vornehmen. Der Verkaufspreis liegt gemäss Angaben von Kuoni 62 Mio. Fr. unter dem Buchwert. Das führt zu einer entsprechenden Korrektur des Gewinns im laufenden Jahr. «Finanz und Wirtschaft» hatte mit einem Abschreiber von 60 Mio. Fr. gerechnet (vgl. FuW Nr.90 vom 12.November). Wir belassen die Gewinnschätzung für das Jahr 2005 auf 40 Mio. Fr. oder 12.50 Fr. je Namenaktie B. - Rückwirkend betrachtet hatte Kuoni für Intrav einen hohen Preis gezahlt. Konzernleiter Armin Meier, seit knapp einem Jahr im Amt, gibt zu, dass man sich die Frage gestellt habe, weshalb vor sechs Jahren so viel für Intrav bezahlt worden sei. In den letzten Monaten wurde der US-Reiseveranstalter einer genauen Prüfung unterzogen und daraufhin eine Auktion durchgeführt. - Mit dem Verkauf hat Kuoni Risiken abgetragen. Das wurde von der Börse mit einem Kursanstieg um 4,7% innerhalb von zwei Tagen honoriert. Damit ist für den Schweizer Reiseveranstalter nur noch die Beteiligung am Brava Holiday-Club eine Unwägbarkeit. Kuoni ist in diesem Projekt mit 45 Mio. Fr. engagiert. Für Meier ist ein unmittelbarer Ausstieg offenbar kein Thema. In einigen Jahren wolle sich Kuoni aber auch von diesem Engagement trennen, stellt er klar. - Der Konzernchef blickt auf ein anspruchsvolles Jahr zurück. Kuoni befinde sich in einem Transformationsprozess, sei insgesamt aber gut unterwegs, konstatiert Meier. Trotz der Sonderkosten im laufenden Jahr will das Unternehmen an einer aktionärsfreundlichen Ausschüttungspolitik festhalten. Dass allenfalls der gesamte Gewinn an die Aktionäre ausgezahlt wird, will Meier nicht ausschliessen. Das Weihnachtsgeschäft entwickelte sich bisher in den Erwartungen. Meier ist angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für 2006 optimistisch. Trotzdem erachten wir die Aktien (noch) nicht als kaufenswert, dürfte die Publikation des absehbaren deutlichen Gewinnrückgangs im Februar den Kurs belasten. Danach kann ein Engagement in Erwägung gezogen werden. DH