Verflachung der Zinskurven am langen Ende Seitwärtsbewegung
Die ganz grossen Zinsbewegungen an den internationalen Obligationenmärkten haben auch in der letzten Woche nicht stattgefunden.
Die ganz grossen Zinsbewegungen an den internationalen Obligationenmärkten haben auch in der letzten Woche nicht stattgefunden. Viel eher beschäftigt sich das Gros der Marktteilnehmer je näher das Jahresende rückt mit dem Anpassen ihrer Portfolios. Dass gerade diese Marktaktivitäten im laufenden Jahr für besonderes Marktinteresse sorgen, hängt ganz wesentlich damit zusammen, dass wegen regulatorischer Faktoren die Handelsaktivitäten in den letzten Tagen von institutionellen Investoren geprägt waren. - Zumindest auf Seiten der jüngsten Konjunkturindikatoren ist es nicht zu wesentlich neuen Impulsen für die internationalen Zinskurven gekommen. Wohl sind nicht nur die zuletzt veröffentlichten Wirtschaftsindikatoren – sowohl aus den USA als auch aus Europa – in der Summe besser ausgefallen, als von den Finanzmärkten erwartet, gleichzeitig sind aber auch die verschiedenen in den letzten Tagen veröffentlichten Inflationszahlen unter den Markterwartungen ausgefallen. Diese Pattsituation hat denn auch im Verlaufe der letzten Woche zu einer Seitwärtsbewegung der Zinsen an den wichtigsten Obligationenmärkten geführt. Daran dürfte sich in den Augen der meisten Marktbeobachter auch in den nächsten Wochen wenig ändern. - Die bereits beschriebenen Anpassungen institutioneller Investoren zum Jahresschluss bedingen allerdings eine Bestandesaufnahme der vorherrschenden Trends an den internationalen Finanzmärkten des letzten Jahres. In diesem Zusammenhang lässt sich mit Fug und Recht feststellen, dass ein Franken-Investor im Verlaufe des Jahres 2005 – mit Ausnahme von Yen-Zinspapieren – mit Obligationenanlagen keine Verluste eingefahren hat. Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass die Jahres-Performance von Obligationenanlagen auf «Total-Return»-Basis derjenigen von Aktienanlagen deutlich hinterherhinkte. - Auch wenn die letzten Tage wieder eine leichte Konsolidierung der Obligationenrenditen und damit leichte Kurszugewinne von Zinspapieren brachten, war es gerade das vierte Quartal, das die Renditen von Obligationsanlagen ungünstig beeinflusste. Dabei waren es in erster Linie die Zinsen mit kurzen Laufzeiten bis zu fünf Jahren, die besonders kräftig gestiegen sind. So wurden die Investoren am kurzen Ende mit weiteren Zinserhöhungen (USA, Eurozone) konfrontiert, am langen Ende der verschiedenen Zinskurven führte die anhaltende Nachfrage institutioneller Investoren zu einer bedeutenden Verflachung der Kurven. Für viele Marktbeobachter war dann auch dies an den internationalen Obligationenmärkten der wichtigste Trend der letzten Monate. - Die Frage stellt sich, ob die Trends des vierten Quartals, die das Geschehen entlang der Dollar-, der Pfund- und der Euro-Zinskurve dominiert haben, auch das erste Quartal 2006 prägen werden, was zu inversen Zinskurven führen könnte. Alternativ könnten die internationalen Obligationenmärkte in ihren aktuellen Zinskurven bereits zu hohe Zinserhöhungserwartungen eskomptiert haben und es gerade im Laufzeitenbereich bis zehn Jahren zu einer steileren Zinskurve führen könnte. Dabei spricht aus der Sicht vieler Marktbeobachter vieles dafür, dass gerade in den USA – und angesichts der hohen Verschuldung der privaten Haushalte besonders die US-Notenbank – grundsätzlich an ihrer eher expansiven Geldpolitik festhalten dürfte und damit die Zinsen nicht in dem Ausmass anheben werden, wie dies die Finanzmärkte in die Dollar-Zinskurve implizieren.UBS Investment Bank - Reto Huenerwadel