Verhängnisvoller Tippfehler kostet Mizuho rund 300 Mio. Fr.
Die Order des Bankkunden war simpel: Er wollte eine Aktie des Telecomunternehmens J-Com für 610000Yen verkaufen.
Die Order des Bankkunden war simpel: Er wollte eine Aktie des Telecomunternehmens J-Com für 610000Yen verkaufen. Doch ein Händler des Brokerhauses Mizuho Securities tippte am Donnerstagmorgen den Verkauf von 610000 Aktien zu je 1 Yen ein. Bemerkt wurde der Irrtum zwei Minuten später – zu spät. Die Anleger stürzten sich auf ein Papier, das Mizuho in der gewünschten Menge gar nicht liefern konnte. Mizuhos Leerverkauf übertraf das Volumen der ausstehenden Aktien um den Faktor 40. - Die Computer der Tokioter Börse wandelten den Verkaufskurs zunächst automatisch in den Mindestkurs von 572 000 Yen um. Nachdem der Fehler entdeckt wurde, trat das Brokerhaus umgehend als Käufer der zuvor irrtümlich verkauften Aktien auf. Auf Grund der Deckungskäufe sprangen die eben erst am Kabutocho eingeführten Werte von J-Com auf 772000Yen und schlossen mit dem maximal möglichen Tagesgewinn. - Vier Versuche, den fehlerhaften Auftrag zu stoppen, seien misslungen, erklärte der Präsident von Mizuho Securities, Makoto Fukuda. Dem Brokerhaus verursacht der Tippfehler Kosten von mindestens 27 Mrd.Yen (300 Mio. Fr.). «Wir bedauern, ein grosses Problem verursacht zu haben», entschuldigte sich Mizuho. - Die Kritik zielt vor allem auf die Tokyo Stock Exchange. Es sei grotesk, dass die Computersysteme der Börse einen derart unsinnigen Verkaufsauftrag nicht automatisch verweigerten, meinte Takao Sago vom Finanzanalyseinstitut Japan Securities Research. Mizuho teilte mit, man wolle die Angelegenheit mit der Börsenverwaltung besprechen. Ein Börsensprecher erklärte indes, es sei ausgeschlossen, das fatale Geschäft rückgängig zu machen. Immerhin soll der Zwischenfall umfassend untersucht werden. Erst vor einem Monat hatte ein Systemabsturz die Tokioter Börse für viereinhalb Stunden lahmgelegt – keine gute Werbung für einen Handelsplatz, der selbst ein IPO vorbereitet. - Der Handel in den Aktien J-Com wurde am Freitag, nur einen Tag nach dem Börsendebüt, ausgesetzt. Ob die Valoren des Telekommunikationsunternehmens aus Osaka nächste Woche wieder gehandelt werden, stand am Freitag zunächst nicht fest. Die Aktien von Mizuho Financial Group (MFG), dem Mutterhaus von Mizuho Securities, verloren am Donnerstag 3,4%, erholten sich aber vor dem Wochenende um 2%. MK, Tokio - «Auch Aktienhändler sind Menschen» ist wohl das Fazit des Fiaskos um die J-Com-Valoren. In den Handelsräumen der grossen Banken – und das nicht nur in Tokio – sind Fehler an der Tagesordnung. Nicht selten wird gekauft statt verkauft, eine falsche Limite eingegeben oder irrt sich der Händler ganz einfach in der Stückzahl. In der Regel wird dann so schnell wie möglich «gedeckt» und der Fehler durch Käufe oder Verkäufe ausgemerzt. Handelt es sich um einen liquiden Titel, ist das oft auch kein grosses Problem. Läuft der Markt per Zufall in die richtige Richtung, verdienen Broker damit vielfach sogar Geld. In diesem Fall war das Ausmass des Fehlers jedoch so schwer wiegend, dass ein Millionenverlust entstanden ist. Unverständlich, dass es der Tokioter Börse nicht möglich war, die Transaktion zu stoppen und den Trade als ungültig zu erklären.JS