Verlust im ersten Halbjahr – Wertberichtigung auf Warenlager in Millionenhöhe – Aktien sind kein Kauf
Die Neuausrichtung des Sportartikelhändlers Intersport kommt nur langsam voran.
Die Neuausrichtung des Sportartikelhändlers Intersport kommt nur langsam voran. Auch ein Jahr, nachdem der britische Investor Nicholas Berry die Mehrheit übernommen hat, drücken Altlasten dem Geschäftsgang den Stempel auf. Im ersten Halbjahr resultierte wegen Abschreibungen auf dem Warenlager ein Verlust von 1,1 Mio. Fr. Geschäftsleiter John Peter Strebel geht davon aus, dass es für das ganze Jahr dabei bleiben wird, obwohl das Warenlager erneut um 1,1 Mio. Fr. wertberichtigt werden muss. «Finanz und Wirtschaft» erwartet einen Verlust von 1,3 Mio. Fr. oder 3 Fr. je Aktie. Im Geschäftsjahr 2002/03 will Strebel wieder schwarze Zahlen schreiben. - Die Geschäfte von Intersport liefen im Sommerhalbjahr weniger gut als erwartet. Statt der erhofften Umsatzsteigerung gab es einen Rückgang der Verkäufe um 6,5%. Im Aktionärsbrief macht Intersport dafür Einbussen in den Bereichen Inline-Skates und Scooter geltend. Entscheidend dürfte aber die Reduktion des Händlernetzes gewesen sein. Intersport belieferte noch 280 Mitglieder mit 340 Läden (2000: 300 Kunden mit 370 Filialen). Wie John Peter Strebel gegenüber «Finanz und Wirtschaft» ausführte, wurde das Netz bewusst verringert, um den qualitativen Ansprüchen von Intersport Rechnung zu tragen. Für das Gesamtjahr rechnet er mit einem Umsatz von 180 bis 190 Mio. Fr. (Vorjahr: 194,1). - Die Gesellschaft bleibt nach eigenen Angaben mit einem Marktanteil von 25% die führende Kraft im Schweizer Sportfachhandel. Der Marktanteil war aber auch schon 30%. Besonders die Sportfachmärkte in den Agglomerationen entwickelten sich zur harten Konkurrenz. Um Marktanteile zurückzuerobern, plant Intersport die Eröffnung von sechs bis acht eigenen Geschäften mit 1000 bis 2000 m2 Verkaufsfläche. Doch der Aufbau dieses Absatzkanals – ein erstes Geschäft wurde bei Interlaken eröffnet – braucht Zeit und Geld. Mehr als ein bis zwei neue Läden jährlich liegen nicht drin, zumal die liquiden Mittel von Intersport deutlich geschrumpft sind. Die vor achtzehn Monaten erwogene Auslandsstrategie ist darum auf lange Sicht kein Thema. - Die Ertragslage von Intersport befriedigt weder Strebel noch Mehrheitseigner und VR-Präsident Berry, noch die wenigen verbliebenen Kleinaktionäre. Auch ohne ausserordentliche Lagerabschreibungen steuerte die betriebliche Rendite im ersten Semester gegen Null. «Ein Jahr mit roten Zahlen geht in Ordnung, ein Jahr in grau ebenfalls, aber dann müssen deutlich schwarze Zahlen her», meint Strebel zum Fahrplan. Mit einer Betriebsmarge von 5% wäre der «den Druck des Verwaltungsrats spürende» Geschäftsleiter zufrieden. - VR-Präsident Berry hatte im Herbst 2000 über seinen Stancroft Trust gegen 40 Mio. Fr. für den Kauf von 82,5% der Intersport-Titel ausgegeben und wohl auf einen baldigen, gewinnbringenden Verkauf der Anteile gehofft. Damals waren die Aktien, getrieben durch den Bieterkampf mit Intersport Deutschland, noch 110 Fr. wert. Inzwischen sind sie auf 70 Fr. gefallen – ein Niveau, das bereits zwischen 1996 und 1998 gegolten hatte. Die von Strebel skizzierten Perspektiven lassen nicht auf eine rasche Kurssteigerung schliessen. Die Durststrecke für Kleinanleger, die den Ausstieg verpasst haben, ist nicht zu Ende.