Versöhnlicher Wochenausklang – Neuwahlen am 25. Juni IT-Werte spüren frische Lebensgeister
Am Dienstag erzielte die US-Technologiebörse Nasdaq den grössten absoluten Punktegewinn der Geschichte.
Am Dienstag erzielte die US-Technologiebörse Nasdaq den grössten absoluten Punktegewinn der Geschichte. Da der Kursanstieg aber mit schwachen Volumen erfolgte, misstraute man ihm in Japan vorerst. Im Laufe der Woche stieg jedoch das Vertrauen. Der Nikkei-225-Index schloss auf 16800,06, was einem Wochengewinn von 5% entspricht. Der Topix verbesserte sich um 2,5% auf 1556,45. - Premierminister Yoshiro Mori löste das Parlament auf und rief erwartungsgemäss Wahlen für den 25. Juni aus. Mori hat seit der Amtsübernahme vor zwei Monaten deutlich an Popularität verloren. Angesichts der schwachen Opposition steht aber primär die künftige Zahl der Sitze der LDP zur Diskussion, wovon das politische Überleben von Mori abhängig gemacht wird. Die Konjunkturdaten (Wohnbau +0,1% im Jahresvergleich) und Bau (–1,0% im Jahresvergleich) gaben keinen Anlass zum Jubeln. Shizuka Kamei, der Vorsitzende der Forschungseinheit der LDP, meinte, dass die Regierung in einigen Monaten ein Zusatzbudget erwägen werde, falls dies nötig sei. Der stellvertretende Gouverneur der Bank of Japan, Yutaka Yamaguchi, sagte, die Geldhüter wollten einen zu frühen Anstieg der Zinsen vermeiden. BoJ-Gouverneur Hayami beurteilt die Nullzinspolitik hingegen als Notstandsmassnahme. Die 10-jährige Referenzanleihe Nr.220 zeigte sich wenig verändert und rentierte 1,68%. - Softbank, ihre Partner und die Regierung konnten sich nicht über den Verkauf der gescheiterten Nippon Credit Bank einigen. Damit ist Softbanks Recht auf Exklusivität ausgelaufen. Der Softbank-Kurs wies klar nach unten (–8,4%). Am Donnerstag änderten die Marktteilnehmer ihre Meinung, da sie zum Schluss kamen, dass eine Internet-Holding nicht Mittel für den Wiederaufbau einer gescheiterten Bank verschwenden sollte. UBS Warburg stufte Softbank von «Halten» auf «Kaufen» herauf. Gleichzeitig wurde bekannt, dass Softbank als grösster Aktionär von Yahoo 3,16 Mio. Aktien mit einem Gewinn von 336 Mio.$ verkauft hat, um damit die Investitionen ausserhalb der USA und Japans zu finanzieren. Damit beträgt der Anteil an Yahoo noch 22,6%. - Hikari Tsushin, der andere High flyer des letzten Jahres, waren am Mittwoch mit dem maximal erlaubten Abschlag (limit down) gehandelt. Innerhalb von sechs Monaten hat der dritte Marketing-Agent Bankrott erklärt. Laut Zeitungsberichten haben ausserdem 20 der 60 Angestellten die Venture-capital-Tochtergesellschaft Hikarin Tsushin Capital verlassen. - All Nippon Airways (ANA), die grösste inländische Fluglinie, erlitt per Ende März mit 15 Mrd. Yen (220 Mio. Fr.) den grössten Verlust der Firmengeschichte. Die ausserordentlichen Verluste stiegen fast 50% auf 29,8 Mrd. Yen. In diesem Jahr erwartet das Management einen Gewinn von 16 Mrd. Yen. - Wieder besser zeigten sich NTT DoCoMo. Anfang Woche korrigierten die Titel wegen der Nachricht, dass neue Aktien in der Höhe von 1 Bio. Yen emittiert werden sollen, um Beteiligungen in den USA und in Korea zu erwerben. Im Aufwind lagen die Aktien des Hifi-Unternehmens Pioneer, nachdem Merrill Lynch die Empfehlung auf «Near-term buy» heraufgestuft hatte. Der US-Broker erwartet eine Zunahme des Betriebsgewinns von 40%, was über den Erwartungen von Pioneer selbst liegt. Die Titel festigten sich sowohl am Donnerstag als auch am Freitag recht deutlich. - Wir gehen für den japanischen Gesamtmarkt nicht davon aus, dass die Ausländer wegen der Wahlen im grösseren Stil verkaufen werden. In der Politik wird sich wohl der Status quo durchsetzen. Vielmehr wird der Kursverlauf des Nasdaq respektive des Dow Jones und damit der relative Kursverlauf der High-tech-Werte von Bedeutung sein. Interessant wird auch die Veröffentlichung der vorauslaufenden Wirtschaftsindikatoren am Montag und der BIP-Zahlen für das erste Quartal am Freitag. Für das BIP wird im Quartalsvergleich ein Anstieg von 2,2% erwartet. - Daniel König, UBS Zürich