Versorger Protektionismus
Der Versorgersektor kommt nicht zur Ruhe.
Der Versorgersektor kommt nicht zur Ruhe. Wie bereits in Frankreich und Spanien scheint nun auch in Österreich die Politik auf die Konsolidierung im Energiesektor Einfluss ausüben zu wollen: Um die Übernahme eines Energiekonzerns durch einen ausländischen Käufer zu verhindern, werden innerstaatliche Fusionen oder Akquisitionen bevorzugt. Österreich bietet mit dem Plan, dass der Energieriese OMV den Strom- und Gaskonzern Verbund übernehmen soll, das jüngste Beispiel. Die Auswirkungen auf die Titel der europäischen Versorger waren uneinheitlich. Der Stoxx Versorger (–0,5% auf 386,8) tendierte schwächer. - Viele Marktteilnehmer schüttelten verständnislos den Kopf, als bekannt wurde, der Ölkonzern OMV (–11,2% auf 50.20 Euro) habe Gespräche mit dem Strom- und Gaskonzern Verbund (–0,3% auf 395 Euro) über eine Übernahme aufgenommen. Die österreichische Staatsholding ÖIAG hält an OMV einen Aktien-Anteil von 31,5% und hat die Kontrolle über Verbund (51%). Unklar ist, was durch den Zusammenschluss bezweckt werden soll. Die Unternehmen sprechen von Synergiepotenzial in den jeweiligen Gas- und Stromdivisionen. Ein Direktionsmitglied der Bank Austria, Alfred Reisenberger, kommentierte die Äusserungen mit einer spitzen Bemerkung: Die Absicht ist ziemlich einfältig, weil kaum Synergien vorhanden sind. OMV kann nicht einfach Tankstellen schliessen, um Kosten zu sparen. Sinn ergibt der Zusammenschluss gemäss dem Verbund-Konzernchef Hans Heider, weil Verbund Übernahmekandidaten in Osteuropa sucht und OMV in dem Markt gut positioniert ist. Auf der anderen Seite würde OMV unabhängiger vom volatilen Ölgeschäft und könnte dadurch die Ertragslage stabilisieren. - Gas Natural (+1,5% auf 24.47 Euro), präsentierte am Dienstag den jüngsten Quartalsausweis. Bis Ende März verdiente der Konzern mit 277 Mio. Euro 16% mehr als in der Vorjahresperiode. Zum guten Ergebnis hatten vor allem die rekordhohen Gaspreise beigetragen. An einer Pressekonferenz bekräftigte der Chief Executive Officer Rafael Villaseca die Absicht, Endesa kaufen zu wollen, mit dem Hinweis, dass das fusionierte Unternehmen exakt den Anforderungen der Regierungsagenda für die Energiepolitik entspreche. Das Gerücht über ein Engagement in Repsol, falls der Zusammenschluss mit Endesa scheitert, dementierte er. - Eon (–0,1% auf 93.97 Euro), die ebenfalls für Endesa bietet, legt am Mittwoch den Quartalsbericht vor. Am kommenden Montag wird RWE (–0,8% auf 68.15 Euro) den jüngsten Ausweis veröffentlichen. Zehn von Bloomberg befragte Analysten gehen im Durchschnitt von einem Gewinnrückgang von 2,5% auf 951 Mio. Euro aus.MP