Vertrauen weg
Blamage, Scherbenhaufen, Desaster.
Blamage, Scherbenhaufen, Desaster. Der spektakuläre und überraschende Abbruch der Fusionsverhandlungen der Deutschen Bank mit der Dresdner Bank wirft kein gutes Licht auf die Unternehmenswelt. Für die beiden direkt betroffenen Institute ist er ein Gesichtsverlust. Der Vorfall erinnert an das Scheitern der Fusion von Ciba SC und Clariant oder von Algroup und Viag. Allerdings ist das Frankfurter Debakel von grösserer Tragweite. Immerhin verkündeten die Partner mit Pomp ihren Aufstieg zum grössten Bankhaus der Welt. Ausserdem sind es Institute, die mit Fusionen und Übernahmen fremder Unternehmen Geld verdienen. Ihr eigener Verhandlungsprozess muss jedoch nach gegenwärtigem Kenntnisstand als unprofessionell bezeichnet werden. Die Erklärung der Deutschen Bank, man habe erst im Laufe der Verhandlungen erkannt, dass das Investment Banking der Dresdner nicht integrierbar sei, überzeugt nicht. Widersprüche bleiben. Das Management muss sich den Vorwurf gefallen lassen, sowohl die eigenen Unternehmensbereiche als auch diejenigen der wichtigsten Wettbewerber nicht genau genug zu kennen. Zur Beurteilung, ob das eigene Investment Banking mit dem des Partners unter einen Hut zu bringen ist, sollten nicht wochenlange Detailanalysen nötig sein, wie behauptet wird. Vor allem die Deutsche Bank hat aus früheren Fehlern im Zusammenhang mit der langwierigen Integration von Morgan Grenfell wenig bis gar nichts gelernt. Und die Dresdner Bank hat ihren Partner falsch eingeschätzt. Dass es nicht einfach ist, die Kulturen zweier Banken zu vereinen, dürfte inzwischen hinlänglich bekannt sein. Warum die Führungsgremien beider Institute in ihren Vorverhandlungen diese Problematik nicht erkennen wollten, bleibt ein Geheimnis. Weder die renommierte Investmentbank Goldman Sachs noch die Grossaktionärin Allianz haben die Fehlentwicklungen zu verhindern gewusst. Anscheinend war die Verlockung für die Banken, in Bezug auf Marktkapitalisierung endlich einen grossen Schritt nach vorne zu tun, so gross, dass zentrale Bedenken verdrängt wurden. Auf der ersten Woge der Euphorie gab man sich möglicherweise der Hoffnung hin, man werde das Kind schon schaukeln. Die Börse jedenfalls hat schon nach einem Tag erkannt, dass es der angestrebten Fusion an Überzeugungskraft fehlt und der Nutzen für die beiden Banken nicht auf der Hand liegt. Das zeigten auch die Kursverluste. Der Flop fand in der breiten Öffentlichkeit grosse Beachtung. Das Vertrauen in die Managementleistungen ist angeknackst, auch wenn es richtig war, die Verhandlungen abzubrechen. Das ist im Grunde genommen das Tragische an der Geschichte.Adrian Blum - Redaktor