Viel zu kostbar zum Spielen
Eisenbahnsammler schauen im Dezember immer gebannt nach London, wo Christie’s in ihrer Filiale South Kensington die traditionelle Weihnachtsauktion Trains Galore durchführt, was so viel wie «Züge in Hülle und Fülle» bedeutet.
Eisenbahnsammler schauen im Dezember immer gebannt nach London, wo Christie’s in ihrer Filiale South Kensington die traditionelle Weihnachtsauktion Trains Galore durchführt, was so viel wie «Züge in Hülle und Fülle» bedeutet. Am vergangenen Montag gelangte eine absolute Rarität zur Versteigerung: ein original erhaltener Märklin-Zug der Spurweite V aus den ersten Jahren des vorigen Jahrhunderts, wahrscheinlich von 1906. Den Zuschlag erhielt ein privater deutscher Sammler. Einschliesslich Aufgeld zahlte er 113750£, was den Zug zur teuersten Spielzeugeisenbahn der Welt und zum teuersten jemals in Europa versteigerten Spielzeug macht. - Nach Auskunft von Hugo Marsh, Direktor der Spielzeugabteilung von Christie’s, existiert ein solcher Zug nur noch in Grossbritannien, zwei in Deutschland sowie einige Teile davon im Märklin-Museum in Göppingen und in der Sammlung eines Schweizer Privatiers. Der aus Lok mit Tender sowie jeweils vierachsigen Personenwagen, Speisewagen und Gepäckwagen bestehende Zug ist 335 Zentimeter lang. Im Vergleich dazu wirkt die ebenfalls von Christie’s versteigerte Märklin-Nachbildung der Schweizer Gotthard-Lok, des Krokodils, in SpurI wie eine Miniatur. Die heute grössten serienmässig hergestellten Modellbahnen der Grössen I (Massstab 1:32) und IIm oder G (Schmalspur im Massstab 1:22,5) laufen auf Gleisen der Spurweite 45 Millimeter. Die Spurweite V dagegen misst 120 Millimeter, entsprechend dem Massstab 1:12. - Der Grossvater des bisherigen Besitzers war ein Gardiner – diese amerikanische Familie zählt zu den ältesten Bewohnern von Long Island. Er hatte den Zug vor dem Ersten Weltkrieg in dem noch heute in der Fifth Avenue existierenden Laden, den Frederick August Otto Schwarz 1870 in New York gegründet hatte, gekauft. - Das Märklin Spur-I-Modell des SBB-Krokodils, der berühmtesten schweizerischen Lok, hat die Vorkriegs-Katalognummer CCS66/12921. Die von zwei 20-Volt-Motoren angetriebene Lok mit Gebrauchsspuren war von Christie’s auf einen Wert von 20000 bis 30000£ geschätzt worden. Einem Schweizer wurde sie für 22000£ zugeschlagen, einschliesslich Aufgeld zahlte er 25850£ für das damit zweitteuerste Los der diesjährigen Trains Galore.Hön.