Vor Rekordverlust – Grosse Partner sollen helfen – Übernahmekandidat
An die Umsatzprognose von 35 Mio.$, an der VR-Präsident Reto Braun bis nach Weihnachten festhielt, glaubte kaum jemand mehr.
An die Umsatzprognose von 35 Mio.$, an der VR-Präsident Reto Braun bis nach Weihnachten festhielt, glaubte kaum jemand mehr. Die Bestätigung, dass das Zuger SoftwareUnternehmen seine Ziele verfehle, löste in den am Frankfurter Neuen Markt gehandelten Titeln denn auch nur eine bescheidene Kurseinbusse von 11% aus. Der Finanzchef der auf die Breitbandtechnologie spezialisierten Fantastic, Andreas Emmenegger, erwartet für 2000 einen Umsatz «um 20 Mio.» und bis 60 Mio.$ operativen Verlust. - Die Kosten sind Fantastic aus dem Ruder gelaufen, während die Erträge auf tiefem Niveau verharren. Reto Braun ist zu harten Schritten gezwungen: Sein Restrukturierungsprogramm verlangt die Streichung von 110 der 356 Arbeitsplätze. Wie Emmenegger gegenüber «Finanz und Wirtschaft» erklärte, sind etwa 40 Mitarbeitende in der Schweiz betroffen. Die Gesundschrumpfung soll 18 Mio.$ kosten und ist in der Verlustprognose enthalten. Rund 5 Mio.davon seien liquiditätswirksam und würden die Kasse Anfang 2001 belasten, bestätigte Emmenegger. - Das Jungunternehmen steht vor dem Problem, dass die vor wenigen Monaten noch marktschreierisch als «konkurrenzlos» angepriesene Software zur Optimierung von Breitbandkommunikation kaum auf Nachfrage stösst. Als im Herbst klar wurde, dass die Verkaufsmannschaft zu schwach war, suchte Fantastic die Anlehnung an grosse Partner. Mitte Dezember konnte eine Vertriebsvereinbarung mit IBM (Europa) abgeschlossen werden. Braun will nun den Aufbau indirekter Vertriebswege forcieren. Emmenegger bestätigte, dass eine weitere Partnerschaft kurz vor dem Abschluss stehe. Als mögliche Kandidaten bieten sich Unternehmen vom Kaliber einer Hewlett-Packard, Sun, Hitachi oder auch Microsoft an. Der Finanzchef bestätigte das Ziel, dass Fantastic im vierten Quartal 2001 die operative Gewinnschwelle erreichen werde. - Die einst stolze Börsenkapitalisierung von 6,4 Mrd.(Februar 2000) ist auf 200 Mio. Euro geschmolzen. Fantastic hält (nach Abzug der geldwirksamen Restrukturierungskosten) noch etwa 85 Mio. Euro in der Kasse. Anhaltender Geschäftsgang vorausgesetzt, wird die Burn rate – der aus Verlusten resultierende Geldabfluss – die Mittel weiter mit rund 10 Mio. Euro pro Quartal belasten. Die Zukunft des Unternehmens ist ungewisser denn je. Fantastic darf deshalb als Übernahmekandidat für Konzerne wie IBM oder Microsoft betrachtet werden (vgl. FuW Nr. 92 vom 18. Nov.). Die Titel haben auf dem gedrückten Kursniveau den Charakter von Optionen: möglicherweise beträchtliche Hebelwirkung, aber mit Sicherheit extrem hohes Risiko.MD