Vorgaben erreicht – Dennoch wenig Kurspotenzial
Die israelische SHL Telemedicine hat 2002 den Umsatz auf 90 Mio.$ verdreifacht.
Die israelische SHL Telemedicine hat 2002 den Umsatz auf 90 Mio.$ verdreifacht. Ohne den Währungseinfluss – die Abwertung des Neuen Schekels zum Dollar reduzierte die Einnahmen um 3 Mio.$ – hätte sie die Vorgabe von 90 bis 95 Mio.$ problemlos erreicht. - Das hohe Wachstum ist vor allem auf die Akquisition der US-Gesellschaft Raytel zurückzuführen. Betrug das internationale Geschäft 2001 lediglich 6,7 Mio.$, stieg es dank der Übernahme auf 57,4 Mio.$. Die Messinstrumente und die medizinischen Call centers von SHL zur Fernüberwachung von Herz- und Lungenpatienten sowie chronisch Kranken verkauften sich auch im Heimmarkt erfreulich. Die Gruppe steigerte den Umsatz in Israel 36% auf 32,4 Mio.$. Der Rückgang der operativen Marge von 29,5 auf 13% ist ebenfalls Resultat der Raytel-Integration. Raytel hatte mit Profitabilitätsproblemen zu kämpfen, dürfte 2002 aber die Gewinnschwelle erreicht haben. Dank der Übernahme erweiterte SHL die Anzahl Kunden um 170000 auf 250000. - Der Gewinnausweis verstimmte jedoch. Dass der Überschuss von 12,1 auf 1,4 Mio.$ absackte, ist zwei Faktoren zuzuschreiben. Einerseits wies die Gruppe ein deutlich schlechteres Finanzergebnis aus, wegen der für den Kauf von Raytel verwendeten Barmittel sowie tieferer Zinseinnahmen. Andererseits nahm SHL Rückstellungen von 7,4 (2,6) Mio.$ für den Aktionärskredit an das Joint venture Philips Heartcare Telemedicine Services vor. Der Betrag spiegelt den derzeitigen Wert des Anteils von SHL an den Startkosten des Joint venture mit Philips Medical Systems. - Zudem umfasst er Rückstellungen, die die Kosten einer allfälligen Aufstockung der Beteiligung decken würden. SHL hält derzeit 19,9% am Joint venture und hat die Option, den Anteil auf 35% zu erhöhen. Das sei inzwischen ein wahrscheinlicheres Szenario, erklärt Co-Präsident Erez Alroy. Allerdings hatte er in früheren Gesprächen darauf hingewiesen, dass die Möglichkeit nur genutzt werde, falls das Gemeinschaftsunternehmen die Gewinnschwelle erreiche. Das dürfte in diesem Jahr noch nicht der Fall sein. Mit dem Joint venture ist SHL in Deutschland, Italien und der Schweiz präsent. In Deutschland konnten Verträge mit Kassen abgeschlossen werden, die über eine gewisse Zeit einen Teil der Kosten übernehmen. Generell bezahlen die Kunden die Dienste aus eigener Tasche. - Das Management rechnet für das laufende Jahr mit einem Umsatzplus von 20 bis 30%, einer Ebita-Marge von 18 bis 22% sowie einer Ebit-Marge von 12 bis 15%. Wir erachten die Ziele als realistisch. Auf eine Gewinnprognose verzichtet die Gruppe, weil der Gewinn massgeblich durch das Finanzresultat geprägt wird. Obschon die Bareinlagen reduziert worden sind, ist es immer noch von der Entwicklung des Wechselkurses Dollar/Neuer Schekel abhängig. Das macht eine Einschätzung unter den derzeitigen politischen Umständen spekulativ, weshalb wir auf eine Gewinnschätzung verzichten. - SHL sind mit 56 Mio. Fr. (42 Mio.$) indes mit weitaus weniger als dem geplanten Umsatz 2003 von rund 110 Mio.$ sowie dem Eigenkapital von 90,5 Mio.$ kapitalisiert. Zudem verfügt die Gruppe über eine solide Bilanz. Riskant bleibt der junge, schwierig einzuschätzende Markt für Telemedizin. Überdies verunsichert die politische Lage in Israel. Hinzu kommt die Illiquidität der Aktien. Zentral bleibt aber die generelle Börsenstimmung. Auch wenn sich SHL gut entwickelt, ist das Interesse der institutionellen Investoren selbst an Unternehmen mit einer tiefen Kapitalisierung gering. Aus diesem Grund attestieren wir SHL unverändert wenig Kurspotenzial.