Wallstreet radiert Gewinne von 2021 aus
Der US-Aktienmarkt hat einen verlustreichen Handelstag hinter sich. Auf ihm lasten die hohe Inflation, die straffe Geldpolitik und die Sorge um eine Rezession.

Der US-Aktienmarkt hat eine der düstersten Sitzungen seit fast zwei Jahren hinter sich. Der breite S&P 500 verlor am Mittwoch fast 4%. Es war der schlechteste Handelstag seit Juni 2020. Damit hat der Index beinahe seine Gewinne aus dem Jahr 2021 abgegeben.
Die Technologiebörse Nasdaq ist da bereits weiter voraus. Der breite Index Nasdaq Composite büsste am Mittwoch 4,7% ein, der Nasdaq 100 mit den grössten Titeln gab 5,1% ab. Beide stehen so tief wie seit dem Herbst 2020 nicht mehr.
Der Ausverkauf geschah breit über alle Sektoren. Alle dreissig Titel im Leitindex Dow Jones Industrial, der 3,6% tiefer steht, schlossen im Minus. Am schlimmsten erwischte es die Detailhändler. Der Sektor gab rund 6% nach.
Detailhändler im Abwärtsstrudel
Die Aktien des Detailhändlers Target, der am Mittwoch Quartalszahlen präsentiert hat, verloren rund ein Viertel. Das war ihnen zuletzt am schwarzen Montag von 1987 widerfahren. Aufgrund gestiegener Kosten musste der Konzern den Gewinnausblick nach unten korrigieren.
Ähnlich erging es den Titeln der Baumarktketten Home Depot (–5,2%) und Lowe’s (–5,2%). Die Valoren des grössten Detailhändlers der Welt, Walmart, gaben 6,8% nach, nachdem sie am Vortag, als das Unternehmen ebenfalls seine Gewinnaussichten revidiert hatte, bereits rund 11% verloren hatten.
Die Papiere des grössten kotierten US-Unternehmens Apple gaben 5,6% nach. Die Valoren des Onlinehandelskonzerns Amazon beendeten den Tag mit einem Minus von 7,2%.
Rezept für einen Abwärtstag
«Es sieht so aus, als hätten die Verbraucher ein paar harte Quartale vor sich, und das wird in den nächsten Monaten weiterhin die Sorgen um das Wirtschaftswachstum antreiben», schreibt Edward Moya, Analyst beim Währungsbroker Oanda.
Der US-Aktienmarkt befindet sich seit Jahresbeginn auf teils rasanter Talfahrt. Darin spiegelt sich die straffere Geldpolitik der US-Notenbank Fed, die damit die Inflation auf Vierzigjahreshoch bekämpfen will. Am Markt geht die Sorge um, dieses Vorgehen könnte zu einer Rezession führen.
«Sorgen über die Inflation und ein restriktives Fed sind nichts Neues, aber wenn Sie jetzt noch Sorgen über die Gewinnmargen und die Auswirkungen der Inflation auf die Verbraucher hinzufügen, haben Sie das Rezept für einen grossen Abwärtstag», schreibt Ryan Detrick, Chefstratege bei LPL Financial.
Fed-Chef gibt sich entschlossen
Fed-Chef Jerome Powell sagte diese Woche an einer Konferenz des «Wall Street Journal», er und seine Kollegen würden die Zinsen in diesem Jahr laufend weiter erhöhen, bis sie Anzeichen erkennen würden, dass die Teuerung nachlasse.
Eine Abkühlung der Konjunktur nehmen Powell und Co. damit in Kauf – tatsächlich ist dies wohl eine Voraussetzung, um die Inflation einzudämmen. «Niemand sollte an unserer Entschlossenheit zweifeln», sagte Powell.
Powell hat für die kommenden zwei Fed-Sitzungen weitere Zinsschritte von je 50 Basispunkten signalisiert. Der Markt erwartet, dass der Leitzins bis Jahresende auf bis zu 2,75% steigt. Das dürfte dämpfend auf die Konjunktur wirken. Im kommenden Jahr könnte er 3% überschreiten.
In Erwartung höherer Zinsen haben die Renditen von zweijährigen US-Staatsanleihen seit Anfang Jahr einen gewaltigen Sprung von 0,7 auf 2,7% hinter sich gebracht. Die zehnjährigen Renditen sind von 1,5 auf 2,9% gestiegen. Der Dollar hat den stärksten Aussenwert der vergangenen zwanzig Jahre erreicht.
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