Wal-Mart Stores stockt Seiyu-Anteil auf – Halbleitertitel melden sich zurück Finanzaktien setzen die Akzente
Nach einem harzigen Wochenauftakt verzeichnete die japanische Börse nicht nur den zweiten Wochengewinn in Folge, sondern schloss zudem auf einem Einmonatshoch.
Nach einem harzigen Wochenauftakt verzeichnete die japanische Börse nicht nur den zweiten Wochengewinn in Folge, sondern schloss zudem auf einem Einmonatshoch. Der Nikkei-225-Index und der Topix zogen 2% auf 15956,37 respektive auf 1561,76 an. Der Markt verdaute dabei relativ schlechte Meldungen aus dem Inland, blickte wieder einmal über den Pazifik und honorierte unter anderem die positiven Arbeitsmarktdaten in den USA oder den Vorschlag von US-Präsident Bush zur Bekämpfung der Immobilienkrise. Entsprechend fiel auch die Reaktion am Obligationenmarkt aus. Zehnjährige Staatsanleihen gaben nach und rentierten im Wochenvergleich mit 1,56% 10 Basispunkte höher. Auch der Dollar vermochte sich weiter zu erholen und verteuerte sich gegenüber dem Yen auf 111,30 (Vorwoche: 110). - Am Mittwoch meldete die US-Warenhauskette Wal-Mart Stores, dass die Beteiligung an Seiyu auf 95,1% aufgestockt worden ist. Der weltgrösste Retailer erhält nach wie vor das Übernahmeangebot für die restlichen ausstehenden Aktien aufrecht. Insgesamt will er für den Ausbau der Beteiligung von ursprünglich 51 auf 100% rund 93,3 Mrd. Yen bzw. 844 Mio.$ aufbringen. Mit einer Vollübernahme dürfte es der US-Muttergesellschaft leichter fallen, notwendige, einschneidende Restrukturierungen wie das Schliessen unprofitabler Filialen vorzunehmen. Denn bisher ist es Wal-Mart nicht gelungen, die kriselnde japanische Beteiligung, die in den vergangenen vier Jahren Verluste schrieb, wieder auf Kurs zu bringen. - Eine erfreuliche Nachricht gab es für die Aktionäre von Odakyu Construction. Sie profitieren davon, dass Daiwa House Industry Gespräche mit dem Bauunternehmen wegen einer möglichen Allianz führt und sich deshalb daran beteiligen will. Eine Beteiligung von mehr als einem Drittel wurde offiziell nicht bestätigt. Trotzdem war die Nachfrage nach Aktien von Odakyu Construction so gross, dass der Handel am Donnerstag deswegen ausgesetzt werden musste. Am Freitag schlossen die Titel mit einem Plus von 35% auf 330 Yen. - Wie kurzzeitig die Börse denkt, zeigt die Reaktion auf US-Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Mittwoch. Da der Datenkranz besser ausfiel als erwartet, wurden Befürchtungen einer ausgeprägteren Wirtschaftswachstumsabschwächung vorerst wieder in den Hintergrund gedrängt – dies besonders zur Freude der japanischen Exportindustrie, denn die Exporteure profitieren in zweierlei Hinsicht. Zum einen von der offenbar noch immer ungestillten Konsumneigung der Amerikaner. Zum anderen von einer robusteren US-Währung. Toyota Motor erwirtschaftet etwa 70% des operativen Gewinns in den USA. Entsprechend erfreulich fiel die Aktienkursentwicklung der Exportlieblinge wie Sony, Honda und Toyota aus. - Nutzniesser der erleichterten Grundstimmung waren auch die Bankaktien, die in den vergangenen Wochen deutlich unter Abgaben litten. Sie gelten allgemein als konjunktursensitiv, weshalb die Anleger sehr zurückhaltend sind. Zudem wurden die japanischen Banken auch von der US-Subprime-Krise erfasst. Am Donnerstag war das alles vergessen, und die grossen Finanzwerte durften sich über Kursavancen von bis zu 7% erfreuen. - Nach längerer Leidenszeit genossen wieder Aktien von Halbleiterunternehmen das Rampenlicht, vor allem die der Speicherchiphersteller. Sie profitierten von einer Preisstabilisierung für DRAM-Speicherchips. Zudem reagierte der Sektor allgemein auf Analystenkommentare, die eine anziehende PC-Nachfrage, getrieben von den BRIC-Ländern, prognostizieren. Am Donnerstag waren deshalb deutliche Kursavancen zu beobachten, nicht zuletzt dank der guten Vorgaben der US-Technologiebörse Nasdaq am Vorabend. Elpida rückten 12% vor; die Werte der beiden Halbleiterausrüster Advantest und Tokyo Electron 7,1% bzw. 6,5% zu. - Am Freitag nächste Woche wird der Tankan-Bericht der Bank of Japan publiziert. Die auf Quartalsbasis durchgeführte Befragung nach dem Geschäftsklima dürfte erstmals seit März eine Eintrübung offenlegen. Ulrich Kaiser, Credit Suisse