Warten auf Zahlen – Einheitsaktie – VR und Geld
Am Haupttableau der SWX Swiss Exchange gibt es eine Gesellschaft, die bis Ende Oktober noch immer nicht den geforderten Halbjahresabschluss vorgelegt hat: Die Société Genevoise d’Instruments de Physique (SIP), ein kleiner Werkzeug- und Messmaschinenhersteller von legendärer Intransparenz.
Am Haupttableau der SWX Swiss Exchange gibt es eine Gesellschaft, die bis Ende Oktober noch immer nicht den geforderten Halbjahresabschluss vorgelegt hat: Die Société Genevoise d’Instruments de Physique (SIP), ein kleiner Werkzeug- und Messmaschinenhersteller von legendärer Intransparenz. In den nächsten Tagen soll der Zwischenbericht endlich erscheinen. - Die drei (!) Titelkategorien oszillieren im Handel oft zwischen den Tagesgewinnern und -verlierern. Dass es immer noch Inhaber- und Namenaktien sowie Partizipationsscheine gibt – statt der Ende Mai von der Generalversammlung beschlossenen Einheitsinhaberaktie – hängt damit zusammen, dass für die Partizipanten eine separate Generalversammlung hätte durchgeführt werden müssen. Weil dies versäumt wurde, trug das Handelsregisteramt die Kapitalumstrukturierung nicht ein – eine GV der PS-Besitzer soll nun «sobald wie möglich» durchgeführt werden, ist von SIP zu erfahren. - Ungelöst ist zweitens das Problem Verwaltungsrat. Nachdem im Juni vier von fünf Mitgliedern zurückgetreten waren – offenkundig wegen Differenzen mit Präsident Michel Suchet und dem operativen Leiter des Unternehmens, dessen Sohn Didier – blieb Suchet senior als alleiniger Verwaltungsrat übrig. Kandidaten für die Zuwahl würden abwarten, bis die Refinanzierung der in einem langandauernden Turnaround (dem Versuch, wieder Gewinn zu erwirtschaften) stehenden Gesellschaft gesichert sei, ist von Michel Suchet zu erfahren. - Damit ist das dritte, grösste Problem angesprochen: SIP ist für die Banken nicht kreditwürdig und leidet chronisch an Finanznot. Die im März beschlossene Kapitalerhöhung konnte bislang nicht durchgeführt werden. Michel Suchet hat das Vorhaben aber nicht grundsätzlich aufgegeben und führt Verhandlungen. - Mit wem, ist nicht bekannt. Von Asselsa wird SIP jedenfalls kein Geld erhalten. Die Beteiligungsgesellschaft, die im Frühjahr noch mit über 20% des Kapitals grösste Aktionärin von SIP war, hat ihre Position seither verringert und wird sie weiter abbauen, wie von Incentive Asset Management verlautet. Incentive besorgt seit kurzem das Portfolio-Management von Asselsa und wird deren Strategie neu ausrichten. Angestrebt sind 20 bis 30 Positionen in Schweizer Small- und Mid- caps. Von Interesse sind Unternehmen, die in ihrer Branche Marktführer sind und über eine ausreichende Marktkapitalisierung verfügen, z. B. Kaba. SIP genügt diesen Kriterien bestimmt nicht. - Parallel zur nicht völlig begrabenen Idee der Kapitalaufstockung prüft SIP Möglichkeiten einer Zwischenfinanzierung, was nach dem Dafürhalten von «Finanz und Wirtschaft» den Einbezug von Private equity und später den Verkauf des Unternehmens bedeuten könnte. Eigenständig überleben kann SIP nach unserer Einschätzung ohnehin nicht. - Im Weiteren will SIP Immobilien verkaufen. Ein erster Anlauf scheiterte Ende September «pour des raisons obscures», wie Michel Suchet sagt; andere Interessenten seien jedoch vorhanden und somit auch die Hoffnung auf einen baldigen Abschluss. Alles in allem will Suchet das Ende des Tunnels im Blickfeld haben. Wir sehen es nicht und raten von jeglichem Investment in SIP ab.MR