Was macht eigentlich...
Matthias Mölleney, letzter Personalchef der Swissair

2. Oktober 2001: Die Swissair, Stolz der Nation, ist am Boden. Grounding. Während es in den Cockpits still bleibt, herrscht in den Sitzungszimmern Hektik. Und Matthias Mölleney, seit drei Jahren Personalchef, fasst seine schlimmste Aufgabe: Der Abbau des gesamten Personals. Gut 70‘000 Stellen verschwinden. Als er im Frühling 2002 mit der Abwicklung fertig ist, entlässt er den letzten Angestellten – sich selbst.
Es folgt eine Zeit, die im Pilotenjargon als turbulent bezeichnet würde. Mölleney steigt als Personalchef bei Centerpulse ein, ehemals Sulzer Medica. Es dauert keine drei Jahre, bis US-Konkurrent Zimmer den Medizinaltechniker übernimmt. Mölleney wechselt erneut und stösst 2003 zum Industriekonzern Unaxis. 2005 geht die spätere OC Oerlikon an zwei Investoren, die das Management austauschen. Wieder steht er auf der Strasse.
Nicht nur der Turbulenzen wegen blickt Mölleney ohne Wehmut zurück. «Das Beste an meiner heutigen Situation ist, dass ich mich engagieren kann, wo ich will», sagt er. «Nicht da, wo es ein CEO vorgibt.» Vierzehn Jahre ist es her, seit Mölleney sich selbständig gemacht hat. Mit seiner Frau Regine betreibt er im zürcherischen Uster das Beratungsunternehmen für Personalmanagement peopleXpert. Die Klienten sind vielfältig: KMU, Verbände, aber auch eine UNO-Behörde, Konzerne aller Couleur – und natürlich Fluggesellschaften.
Der Schritt in die Selbständigkeit war für Mölleney ein zweites Erwachen. Der Neunundfünfzigjährige hat sein Leben komplett umgekrempelt. Keine langen Abende im Büro, dafür Freiräume für eine breite Palette von Engagements. Seit 2010 leitet er das «Center for Human Resources Management & Leadership» der HWZ. Derzeit liegt sein Fokus auf «Self Leadership», einer jungen Forschungsrichtung. Als Co-Autor hat er jüngst ein Buch zum Thema publiziert.
Daneben widmet Mölleney 20% seiner Arbeitszeit karitativen Tätigkeiten – ein Versprechen, das er sich selbst gemacht hat. Unter anderem amtet er als Vizepräsident des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) des Kantons Zürich. Für die Kampagne «SRK-Superhelfer» tauchte Mölleney vor fünf Jahren auf unzähligen Plakatwänden auf. Er, der Ende der Siebzigerjahre seinen Traum vom Pilotenschein gegen eine Ausbildung zum Lufthansa-Kaufmann eintauschte, flog: In Superman-Pose mit rotem Kreuz auf der Brust. «In jedem Zürcher steckt ein Helfer», stand darüber.
Soziales Engagement ist für den gebürtigen Deutschen kein Neuland. Nach dem Grounding gründete er mit zwei Mitstreitern die «Stiftung Härtefälle aus der SAirGroup». In zwei Monaten kamen 4 Mio. Fr. zusammen. Heute ist er Stiftungsrat der Stiftung Kinderhilfe des Swissair-Personals. «In ihr lebt der gute Geist der Swissair weiter», sagt er. Die Stiftung wird bis heute von ehemaligen Angestellten getragen. Achtzehn Jahre nach dem Abschied hält die Mannschaft immer noch zusammen.
Auch Mölleney lässt die Airline-Branche nicht los. Geht es um deren Entwicklung, gerät er ins Reden. Längst hat sich die Familie mit dem Virus angesteckt. Tochter Laura arbeitet bei Edelweiss, Sohn Christian bei Jet-Vermieter ExecuJet. Und welche Pläne schmiedet der viereinhalbjährige Enkel? Kürzlich habe dieser ihm ein Spielzeug entgegengestreckt und fröhlich gerufen: «Schau mal Opa, ein Flugzeug.» «Es konnte nicht anders kommen», sagt Mölleney und lacht.
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