Welche Strategie hat LVMH?
Die von der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» verbreitete Meldung über den unmittelbar bevorstehenden Verkauf des Schweizer Uhrenherstellers Zenith an den französischen Luxusgüterkonzern LVMH ist offiziell zwar noch nicht bestätigt, doch Branchenkenner bezweifeln nicht, dass die Übernahme zu Stande kommen wird.
Die von der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» verbreitete Meldung über den unmittelbar bevorstehenden Verkauf des Schweizer Uhrenherstellers Zenith an den französischen Luxusgüterkonzern LVMH ist offiziell zwar noch nicht bestätigt, doch Branchenkenner bezweifeln nicht, dass die Übernahme zu Stande kommen wird. Zenith ist im neuenburgischen Le Locle beheimatet und erzielt mit rund 170 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von etwa 60 Mio. Fr. - LVMH begann im September mit der Konstituierung einer eigenen Uhrengruppe. Auf die Übernahme von Tag Heuer für 1,2 Mrd. Fr. folgten schon wenige Tage später Ebel und die Schmuckuhrenmarke Chaumet. Insgesamt hat LVMH in den letzten zwei Monaten einen Uhrenumsatz von gegen 800 Mio. Fr. zusammengekauft und dafür über 1,3 Mrd. Fr. ausgegeben. In der Uhrenindustrie herrscht die Ansicht vor, dass der Kauf von Zenith nur die logische Fortsetzung dieser Politik wäre. Das in Le Locle beheimatete Unternehmen verfügt über eine eigene Produktion hochwertiger Uhrwerke und damit über das industrielle Fundament, das Ebel und Tag Heuer weitgehend fehlt. Zenith beliefert auch Dritte mit ihren Uhrwerken. Die Rolex Daytona wird beispielsweise seit rund 15 Jahren mit Zenith-Werken ausgestattet. Allerdings ist die Jahresproduktion von Zenith mit rund 50000 Einheiten (Uhren und Uhrwerke) im Vergleich zum Bedarf von Ebel und Tag Heuer (über 350000 Werke pro Jahr) noch ziemlich klein. In der Branche fragt man sich deshalb, ob LVMH allenfalls einen Ausbau von Zenith in Angriff nehmen könnte. Dies wäre ein kostspieliges und aufwendiges Unterfangen, denn das für die Uhrenproduktion notwendige Fachpersonal ist nicht leicht zu finden. - Voraussichtlich im Dezember will sich LVMH erstmals öffentlich über ihre Uhrenstrategie äussern und gleichzeitig auch das Management des neuen Unternehmensbereichs vorstellen. Bekannt ist, dass neben Christian Viros (Tag Heuer) auch der frühere Omega-Chef Michele Sofisti darin Einsitz haben wird. In der Branche wird spekuliert, ob und wie LVMH den Feldzug in der Schweizer Uhrenindustrie fortsetzen könnte. Immer wieder werden die zum deutschen Mannesmann-Konzern gehörenden Marken Jaeger-Le Coultre, IWC und Lange & Söhne als Übernahmekandidaten genannt, doch Manfred Söhnlein, Sprecher von Mannesmann, winkt ab: «Die Uhrengruppe ist fester Bestandteil unseres Bereichs Automotive, es gibt keinerlei Überlegungen hinsichtlich eines Verkaufs.» DZ