Weltweit grösster Life-Science-Cluster am Zürichsee – Netzwerk Toolpoint ermöglicht schweizweiten Austausch – Start-ups mit Potenzial
In der Region des oberen Zürichsees hat sich in den vergangenen Jahren eine Reihe von Unternehmen niedergelassen, die auf die Herstellung von Analyse- und Messinstrumenten für die Life-Science-Industrie spezialisiert sind und damit Laborbetriebe auf der ganzen Welt beliefern.
In der Region des oberen Zürichsees hat sich in den vergangenen Jahren eine Reihe von Unternehmen niedergelassen, die auf die Herstellung von Analyse- und Messinstrumenten für die Life-Science-Industrie spezialisiert sind und damit Laborbetriebe auf der ganzen Welt beliefern. Dank einer umsichtigen Standortpolitik der Gemeinde Hombrechtikon haben sie das Netzwerk Toolpoint gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehören kotierte Gesellschaften wie Tecan, Qiagen und Mettler Toledo, aber auch kleinere Start-ups mit futuristischen Namen wie Sias, Xiril oder Sensirion. Mittlerweile ist in der Region ein weltweit einmaliger Industrie-Cluster entstanden, der von Branchenkennern den Namen Pipetting Valley erhalten hat. - Die Stärken der dort versammelten Unternehmen liegen im Bereich Liquid Handling (automatische Aufbereitung von Laborproben), das mehr und mehr das aufwendige und ungenaue Handpipettieren ablöst. Damit sparen die Pharma- und Chemiekonzerne viel Zeit und Geld, denn in Bereichen wie Medikamentenforschung, Forensik und Molekulardiagnostik müssen ständig flüssige Substanzen gewogen, gemischt und analysiert werden. Je schneller die Ergebnisse vorliegen, desto eher können neue Wirkstoffe oder Diagnosehilfen entwickelt werden. Angesichts der Wachstumsmöglichkeiten wie etwa in der Boombranche Molekularkardiagnostik, deren Volumen in sieben Jahren auf 35 Mrd. Fr. steigen soll, erwarten die Toolpoint-Unternehmen ertragreiche Zeiten. Zusammen repräsentieren sie schon heute rund 50% des Weltmarktanteils im Liquid Handling – und der Verbund soll weiter wachsen. - Toolpoint pflegt Kontakte zur ETH Zürich und zu weiteren Forschungsstätten, aus denen häufig Start-ups hervorgehen, und vermittelt Kontakte zu Investoren. Mittlerweile haben sich dreissig Gesellschaften aus der ganzen Schweiz Toolpoint angeschlossen. Auch zwei deutsche gehören dazu. «Statt sich voreinander zu verstecken, wollen wir in nicht kompetitiven Bereichen zusammenarbeiten», beschreibt Heinz Abplanalp den praktischen Nutzen, etwa im Austausch von Patenten oder in der Entwicklung von Technologien, von denen alle Hersteller profitieren. Abplanalp entwickelt seit 25 Jahren Laboranalyseinstrumente. 1980 gründete er im Keller seines Hauses in Hombrechtikon die Tecan (vgl. Kasten). Nach deren IPO an der SWX Swiss Exchange hob er 1993 Rosys Instruments aus der Taufe, die später vom deutsch-niederländischen Biotech-Zulieferer Qiagen übernommen wurde. - Heute baut Abplanalp mit Xiril ein drittes Start-up auf. Es ist, wie seine Vorgänger, auf die Entwicklung und die Fertigung von Laboranalysegeräten und der dazugehörigen Software spezialisiert, die in der Diagnostik (hauptsächlich für Blutbanken) und für DNA-Analysen eingesetzt werden. Pro Jahr entwirft und verkauft Xiril etwa 100 bis 150 Geräte und kommt damit auf 5Mio. Fr. Umsatz. Obwohl die Stückzahl sehr klein ist, seien die Margen «nicht schlecht», wie Abplanalp sagt. Der Preis der Geräte, die oft Spezialanfertigungen sind, liegt zwischen 20000 und 80000 Fr. Den weltweiten Vertrieb übernehmen externe Distributoren. Nur in Deutschland und den USA leistet sich Xiril, die heute 25 Mitarbeiter beschäftigt, einen Direktverkauf. Etwa dreissig private Kapitalgeber stehen hinter dem Unternehmen und warten auf den richtigen Zeitpunkt, zu dem sich ihr Investment verkaufen lässt. Anfragen erhält Xiril im Moment reichlich. Auch eine Publikumsöffnung wie im Fall von Tecan sei möglich. «Das Börsenumfeld ist günstig. Vor vier Jahren sah das noch ganz anders aus», sagt Abplanalp. Gut denkbar also, dass im Moment einige Unternehmen im Pipetting Valley ihre Besitzverhältnisse neu ordnen.