Wie können sich Investoren vor hohen Kursschwankungen am Nasdaq schützen? Absicherungsstrategien mit Put-Spreads senken Kosten
Die erhöhte Volatilität (Kursschwankung) an den internationalen Aktienbörsen spiegelt die Unsicherheit der Marktteilnehmer.
Die erhöhte Volatilität (Kursschwankung) an den internationalen Aktienbörsen spiegelt die Unsicherheit der Marktteilnehmer. Gier und Angst sind die Gründe für die kurzfristigen Marktbewegungen. Beide Motive sind zurzeit besonders ausgeprägt und wechseln beinahe täglich, was diese Woche an der US-Börse Nasdaq augenfällig wurde. Das kurzfristige Gewinnstreben wird aber nicht nur durch die Befürchtung der Anleger hervorgerufen, Kursavancen zu verpassen. Auch die erhöhte Transparenz der Performancevergleiche einzelner Portfolio-manager erfordert eine flexible Anlagestrategie. Wer nicht darauf setzt, seine Aktien auf dem Rekordhoch zu verkaufen, und wer durch die hohen Kursavancen nicht die Nerven verliert und aussteigt, sichert sein Portefeuille rechtzeitig gegen Kursrückschläge ab. Die klassischen Instrumente zum Hedging (Absichern) von Aktienpositionen sind Futures und Optionen. - Durch Absicherung mit Futures profitiert der Investor kaum vom Aufwärtspotenzial. Je nach Hedge ratio – dem Anteil des Basiswerts, der abgesichert ist – neutralisiert der Anleger sein Portefeuille gegenüber Kursgewinnen und Kursverlusten. Dieser Betrag kann somit nicht für andere Anlagen eingesetzt werden. Im Gegensatz zu Futures ermöglichen es Optionen dem Investor, gleichzeitig abzusichern und weiterhin an Kursavancen teilzuhaben. Der Preis dafür ist als eine Versicherungsprämie zu werten. Beispielsweise kann der Investor eine Aktie durch den Kauf einer Put-Option vollständig gegen Kursverluste schützen, da Kursrückgänge des Basistitels, je nach Hedge ratio, von Kursavancen des Put kompensiert werden. Auf Grund der hohen Volatilitäten haben sich die Optionsprämien massiv erhöht. Die Optionspreise steigen infolge von hohen Kursbewegungen der Aktien, da die Wahrscheinlichkeit, den Ausübungspreis zu erreichen, wächst. Durch die Erhöhung der Volatilitäten und damit der Preise reduziert die Absicherung einen Teil der Kursgewinne. Hinzu kommt, dass die gegenwärtige Hausse nicht einfach über Nacht in eine Baisse dreht. - Die Situation ist wie geschaffen für eine bestimmte Optionsstrategie, Put-Spreads oder auch Bear-Put-Spreads genannt. Sie verbindet alle Eigenschaften, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt für eine Absicherung notwendig sind: eine lineare Partizipation des Depots am Aufwärtstrend, geringe Kosten durch tiefere Optionspreise, ein schnelles Erreichen der Gewinnschwelle, Neutralität gegenüber der impliziten Volatilität (erwartete Kursschwankung) von Optionen und die Möglichkeit der frühzeitigen Auflösung oder Umwandlung in eine reine Put-Strategie. Der Nachteil liegt darin, dass das Portefeuille nur bis zu einem bestimmten Kursniveau abgesichert ist. Der Investor schützt sich mit dieser Strategie nicht vor einer Baisse, sondern vor einer kleineren Korrektur. - Für Bear-Put-Spreads eignet sich der technologielastige Nasdaq-Index besonders. Die Volatilitäten sind auf Grund der enormen Kursschwankungen besonders hoch und erreichen Werte zwischen 50 und 60%. Je höher die Volatilität und je länger die Laufzeit ist, desto grösser ist der Zeitwertverfall des Put-Preises. Mit einer Put-Spread-Strategie kann der Investor diesem Wertzerfall nicht nur entgegenwirken, sondern zusätzlich vom Put-Skew profitieren. Der Put-Skew entsteht dadurch, dass der Market maker Puts verkauft, die am Geld (at the money) liegen, da hier der Zeitwertverlust am grössten ist. Dagegen kauft er Puts, die aus dem Geld liegen (out of the money), um sich abzusichern. Das hat zur Folge, dass am Geld liegende Puts eine implizite Volatilität von rund 50% aufweisen und für aus dem Geld liegende Puts Werte von rund 57% angenommen werden. Der Investor erwirbt durch den Kauf von Bear-Put-Spreads günstigere Puts mit tiefen Volatilitäten und verkauft teurere Puts mit hohen Kursschwankungen. - Folgendes Beispiel (vgl. Grafik) bezieht sich auf den 6.April 2000, als der Nasdaq-100-Index einen Wert von 4087 erreichte. Der Anleger besitzt ein Aktiendepot von 408700$ (entspricht dem hundertfachen Wert des Referenzwerts), das den Index genau abbildet. Die Entwicklung des Depotwerts wird nun mit der Kursentwicklung des abgesicherten Portefeuilles verglichen. Für die Hedging-Strategie, die den Kauf einer Put-Option mit Ausübungspreis 4200$ und Verfall im September im Wert von 570$ vorsieht, bezahlt der Anleger 57000$ (Optionspreis mal Kontraktgrösse von 100, wobei ein Indexpunkt 1$ entspricht). Diese Absicherungskosten schmälern die Kursgewinne des Investors erheblich. Am Verfalltag beginnt die Absicherungerst ab einem Indexstand von 3630zu greifen. (Ausübungspreis 4200 $ minus Put-Preis von 570$). - Der Vergleich beider Absicherungsmethoden verdeutlicht den Vorteil der Put-Spread-Strategie gegenüber den hohen Absicherungskosten einer reinen Put-Strategie. Im Beispiel kauft der Anleger denselben Put mit Ausübungspreis von 4200$ und Verfall im September zu 570$. Zusätzlich verkauft der Investor einen Put mit Ausübungspreis von 3100$ und Verfall September zu 165$. Die Nettoprämie beträgt 405$ (570$ minus 165$). Die Absicherungskosten betragen 40500$, was nur noch 9,9% des Depotwerts entspricht. Am Verfalltag erreicht der Investor die Gewinnschwelle bereits ab einem Indexstand von 3795. Die Absicherung mit Put-Spreads schneidet gegenüber der reinen Put-Strategie erst dann schlechter ab, wenn der Nasdaq-Index bis am Verfalltag der Option im September auf unter 2900 fällt oder um über 29% korrigiert. - Wenn der Anleger weitere Kursavancen für den Nasdaq-Index erwartet und eine Kurskorrektur dennoch nicht ausschliesst, eignet sich der Put-Spread als Absicherungsinstrument. Verändert sich das Umfeld während der Laufzeit, kann die Put-Spread-Strategie in eine reine Put-Absicherung umgewandelt werden: Der Investor erwirbt die zuvor leer verkauften Put-Optionen. Im Fall von steigenden Kursen kann der gesamte Put-Spread durch den Bezug der Gegenpositionen glattgestellt werden. - Egon Tschol, Realtime Advice