Wie verhält sich die Nationalbank am Repo-Markt? – Keine Bundesfestgelder mehr
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat die Erhöhung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) und andere Notenbanken vom Donnerstag (vgl.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat die Erhöhung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) und andere Notenbanken vom Donnerstag (vgl. Seite 35) nicht nachvollzogen. Sie beliess den Diskontsatz unverändert auf 0,5% und ändert ihre Geldpolitik nicht. Das ist nicht selbstverständlich, hatten doch SNB-Exponenten mehrfach mit Genugtuung konstatiert, dass sich die geldpolitische Zielsetzung (Preisstabilität) und das Instrumentarium von SNB und EZB weitgehend deckten. - Warum hat sich die SNB – anders als im April, als sie den EZB-Zinsentscheid umgehend kopierte – diesmal nicht an die Vorgaben ihrer grossen «Schwesterbank» gehalten - Zum einen ist der Diskontsatz zwar offizieller Schweizer Leitzins (zusammen mit dem Lombard), aber auf Abruf. SNB-Direktoriumspräsident Hans Meyer hatte vor zwei Monaten angekündigt, dass der Diskont – Diskontgeschäfte werden seit Jahren keine mehr getätigt – durch einen Marktsatz ersetzt werde (vgl. FuW Nr. 72 vom 11. September). Zum andern erfolgt die Liquiditätssteuerung heute mehrheitlich über Repo-Geschäfte. Die Repo-Sätze, die von der SNB auf Grund der Auktionsgebote täglich festgelegt werden, legten in den vergangenen Monaten wie die Obligationenrenditen kräftig zu. Wie sich die SNB künftig am Repo-Markt verhalten wird, liess sich am Freitag noch nicht ausmachen. Die SNB sagte die Auktion ab. Angesichts des bereits erfolgten (und erwünschten) Zinsanstiegs sah die SNB keinen Sinn darin, mit dem Diskont einen Satz zu erhöhen, der bloss symbolische Bedeutung hat. Obwohl sich damit die reale Bedeutung der Abkoppelung von der EZB relativiert, zeugt der SNB-Entscheid vom Mut zur Selbständigkeit. Denn das Schwimmen mit dem Strom der Leitzinserhöhungen wäre bequem(er) gewesen, gerade auch weil der Diskontsatz in der Praxis irrelevant ist. - Das konjunkturelle Umfeld in der Schweiz unterscheidet sich derzeit nicht wesentlich von demjenigen im Euroland und insbesondere nicht von Deutschland, dem mit Abstand wichtigsten Handelspartner der Schweiz. Hüben wie drüben mehren sich die Zeichen, dass ein tragfähiger Aufschwung eingesetzt hat. Das spräche eher für eine parallele Geldpolitik. Während die Schweizer Detailhandelsumsätze im dritten Quartal 1999 gegenüber dem Vorjahreszeitraum real um 1,4% zulegten, (im September gegenüber Vorjahr nominal stabil), signalisiert das jüngste Konjunkturbarometer der Kof/ETH im September eine leichte Wachstumsbeschleunigung bis mindestens Frühling 2000. Vor diesem Hintergrund rechnen die Ökonomen von Warburg Dillon Read trotz der geldpolitischen Abkoppelung nicht mit sinkenden Renditen. Für Ende 2000 wird ein Dreimonatssatz von 3,10% und eine Rendite zehnjähriger Bundesanleihen von 4,20% prognostiziert. - Der Schweizer Obligationenmarkt reagierte auf den EZB-Zinsentscheid vom Donnerstag mit Erleichterung, aber nicht mit Euphorie. Am Freitag sorgten die US-Arbeitsmarkten, die für Oktober einen unter den Erwartungen liegenden Anstieg der Stundenlöhne auswiesen, für einen freundlichen Wochenausklang. Indes bleiben Händler und Anleger vorsichtig. - Das spiegelt sich darin, dass in der ganzen Woche lediglich zwei Neuemissionen lanciert wurden. Die Bank von Ernst führte am Mittwoch 31/2% Eksportfinans 1999/2004 über 150 Mio.Fr. an den Markt, während Deutsche Bank am Donnerstag für 3% General Electric Capital Corporation 1999/2001 über zuerst 200 und dann 300 Mio.Fr. verantwortlich war. Beide Lead Manager erklärten sich mit der Nachfrage nach den Triple-A-Papieren – die norwegische Exportfinanzierungsagentur wurde im Juni von Standard & Poor’s auf «Negative Outlook» gesetzt – sehr zufrieden. Die Deutsche Bank syndizierte die Erhöhungstranche von 100 Mio.Fr. gar nicht erst. - Nicht an den Franken- , sondern an den Euro-Markt gelangte das Zeitarbeitsunternehmen Adecco. Moody’s stufte die über eine Finanzierungsgesellschaft begebene Wandelanleihe (Garantie der Adecco) mit Baa2 ein. Es handelt sich dabei um das erste Rating des Schuldners, was die Obligationäre von 4% Adecco 1997/2005 über 300 Mio.Fr. interessieren dürfte. - In den letzten Monaten auf Grund der Verzinsung wenig interessant waren die 1993 eingeführten Bundesfestgelder, die von der Post (in Kommission) angeboten wurden. Ihr Bestand beträgt derzeit ganze 40 Mio.Fr. Auf Grund der geringen Masse führt die Bundestresorerie das Angebot nicht weiter. Auf Festgelder, die je nach Zinskonstellation eine Anlagealternative sein können, muss der Postkunde aber nicht verzichten. Postfinance bietet seit 1. November Festgelder in Eigenregie an und baut das Laufzeitenangebot aus. Mit der Lösung können Bund, Post und Kunden zufrieden sein. - Zufrieden ist offenbar auch die Emissionszentrale der Schweizer Gemeinden (ESG) über die Verhandlungsfortschritte der Gläubiger mit der überschuldeten Burgergemeinde Leukerbad. Jedenfalls hat die ESG, die in Sachen Leukerbad bisher von Rechtsmitteln ausgiebig Gebrauch machte, zugestimmt, die Frist zur Ausarbeitung eines Sanierungsplans bis Januar 2000 zu verlängern. Damit entgeht die Burgergemeinde nochmals dem Schicksal der Munizipalgemeinde, die im Juli unter Beiratschaft gestellt wurde.